Goldhändler PIM Gold GmbH: Hälfte des Goldes verschwunden und mutmaßlicher Kopf festgenommen

Bei dem Goldhändler PIM Gold GmbH ist die Hälfte des Goldes verschwunden. Die Polizei und Staatsanwaltschaft hat den mutmaßlichen Kopf festgenommen. Investoren drohen hohe Verluste – was ist jetzt zutun? Verbraucherschutzanwalt Jochen Resch, spricht über den Goldbetrug.

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Transkript / Interview

Herzlich Willkommen beim Business Talk am Kudamm. Mein heutiger Gast ist Rechtsanwalt Jochen Resch, Vorstand der Verbraucherzentrale in Brandenburg. Wir sprechen über den aktuellen Edelmetall Skandal bei der Firma PIM Gold.

Am 14 September 2019 hat die Staatsanwaltschaft Hausdurchsuchungen bei der Firma PIM Gold durchgeführt. Der Geschäftsführer sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Der Verdacht: mehr als 10.000 Anleger sind auf ein Schneeballsystem mit Edelmetallen hereingefallen. Können sie uns den aktuellen Informationsstand darlegen?

Jochen Resch: Ich denke das aktuellste ist, dass die Insolvenzanträge beim Amtsgericht in Offenburg gestellt worden sind. Die logische Konsequenz, wenn die Razzia stattgefunden hat, die Sachen sind beschlagnahmt worden, das Geld geht aus, dann ist die Konsequenz, dass man dann den Antrag auf Insolvenz stellt, für die PIM selber und für die PIM Vertriebsgesellschaft. Das ist wohl der aktuellste Stand.

Insgesamt liegt die Schadensumme bei bis zu 150 Millionen Euro. Was sollten Geschädigte jetzt tun?

Jochen Resch: Die Chance bedingt nicht, denn wir müssen davon ausgehen, dass ungefähr die Hälfte des Goldes da ist, die andere Hälfte bemerkenswerterweise 1,9 Tonnen sind nicht da – es sind ungefähr 80 Millionen Euro nicht da. Was sollte man machen? Wir haben grundsätzlich natürlich die Möglichkeit oder die Anleger die Möglichkeit, dass sie sich am Insolvenzverfahren beteiligen, wenn das Gold dann verwertet werden würde, abzüglich der ganzen Kosten, bleibt noch ein bisschen was übrig. Ansonsten gibt es natürlich die Möglichkeit, dass man Schadenersatzansprüche gegen die Vermittler, gegen Berater prüft. Nach meiner Beobachtung hätte denen auffallen müssen, dass das gesamte System der PIM Gold von vornherein absolut intransparent war, auffällig war. Und deswegen denke ich, sind Schadenersatzansprüche gegen die Berater und Vermittler auf jeden Fall zu prüfen, denn die müssen sich das ganze sehr genau anschauen. Er muss gucken: ist das ganze Geschäftsmodell plausibel, ist es vernünftig, ist es nachvollziehbar? Und hier sehe ich erhebliche Defizite: es hätte jedem Anlageberater auffallen müssen, dass das nicht stimmt.

Sie haben eben gerade gesagt, Sie fanden das intransparent. Der aktuelle PIM Skandal ist ja nur einer von vielen. Letztes Jahr flog mit dem Schneeballsystem P&R Container, einer der größten Anleger Skandale der deutschen Geschichte auf.  Der Schaden liegt sogar bei einer Milliardenhöhe. Wie können sich Kapitalanleger von betrügerischen Schneeballsystemen schützen?

Jochen Resch: Gar nicht. Das ist Betrug und es wird immer Betrüger geben. Das gibt es an der Börse, das gibt es in anderen Teilen der Welt. Ich glaube, wenn jemand es darauf anlegt den

anderen zu betrügen, dann wird man das nie ausschließen können. In Zeiten geringer Zinsen ist natürlich die Frage, welche Anlagemodelle sucht man? Das macht es Betrügern relativ leicht einen anzusprechen. Menschen wollen Geld haben, wollen Sicherheit haben, und solche Modelle werden angeboten. Und Gold ist natürlich immer das Gefühl von großer Sicherheit, das instinktive Gefühl, wenn wir Gold hören: Wert und sicher. Das ist der psychologische Anreiz.

Sie haben es eben gerade gesagt, wir haben Niedrigzins und viele Anleger wollen trotzdem irgendwo etwas sparen. Und gehen dann eben in die wenig reglementierten Kapitalanlagen, wie den grauen Kapitalmarkt, der sehr anfällig für Betrug ist. Was macht denn der Gesetzgeber, um private Kapitalanleger zu schützen?

Jochen Resch: Kleine Korrektur: nicht nur der graue Kapitalmarkt ist anfällig für Betrug. Die laufen auf jeder Ebene ab. Wir können uns nicht dagegen schützen, das ist so ein Grundelement, auch wenn wir es verbieten. Diebstahl ist verboten trotzdem wird geklaut. Immer vorsichtig, wenn man sagt, das gibt es nur im grauen Kapitalmarkt. Im großen Stil gibt es solche Sachen weltweit auch in sehr reglementierten Märkten. Wir können uns hier nicht groß schützen, wir werden immer wieder mit Angeboten konfrontiert, wenn wir etwas verbieten, wird es über Internet angeboten. Wir haben einen weltweiten Markt, wir brauchen keine nationalen Regelungen. Wenn man Regelungen weltweit machen würde, dann könnte es funktionieren, aber es gibt keine weltweiten Regelungen.

Wir wollen gerne nochmal über die Regelungen sprechen, denn der graue Kapitalmarkt soll in Zukunft von der BaFin kontrolliert werden anstatt von den Gewerbeämtern. Wie finden Sie diese Neureglungen? Finden Sie die sinnvoll, um Anleger zu schützen?

Jochen Resch: Vielleicht auch hier noch Ergänzung: der graue Kapitalmarkt ist seit vielen Jahren immer weiter reduziert worden, immer mehr gesetzliche Regelungen sind eingeführt worden, Schritt für Schritt, mit immer mehr Gesetzen. Die Frage ist wie man es umsetzen kann. Die Gewerbeämter sind sicherlich überfordert, auch die BaFin müsste eine Ausstattung bekommen, die sie gar nicht leisten kann. Man denkt die BaFin

kann alles regeln, aber das ist ein großer Irrtum. Wir müssen einfach aufpassen. Der Anleger muss folgendes machen: er muss versuchen zu verstehen, was ihm für ein Geschäft angeboten wird. Er sollte sich vorher informieren, er müsste schauen, ob das plausibel ist. Warum bietet jemand hohe Zinsen an, wenn er teilweise die hohen Zinsen bezahlen kann, weil das Geschäft, das dahintersteht, so toll ist, dann würde doch die ganze Welt das Geld in dieses Geschäft lenken, hohe Zinsen haben wollen. Und was würde passieren? Derjenige, der das Geld bekommt, würde sagen, wenn ich so viel Geld habe dann zahle ich keine Zinsen mehr. Jedes Geschäftsmodelle, das hohe Zinsen verspricht, ist mit großer Vorsicht zu betrachten. Jeder sollte das tun, was er versteht, was er nachvollziehen kann. Menschen lassen sich so leicht in Geschäfte reinlocken, die nicht verständlich sind, die auch objektiv nicht verständlich sind, weil es kein Sinn macht. Und trotzdem man findet auf derselben Ebene Menschen, die investieren wollen.

Herr Resch, vielen Dank für das Gespräch.

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