Sieben Milliarden Menschen, wie werden alle satt? Das ist unser heutiges Thema beim Businesstalk am Kudamm. Einer kennt vielleicht die Lösung, Hans Acksteiner.
Wir sprechen über Aquakulturen als mögliche Lösung zur Nahrungsmittelproblematik. Ihr Unternehmen gilt als führend im Bereich der Aquakultur. Was ist das Besondere an der Aquakultur?
Hans Acksteiner: Also das große Thema heutzutage ist ja Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit bedeutet, ich nehme nur soviel raus, wie ich vorher reingetan habe, oder wie von selbst nachwächst. Zum Thema Fischfang oder überhaupt Meeresfrüchte muss man sagen, dass das was dort stattfindet, nämlich der Fang im Meer mit Crawlern ist das Gegenteil von Nachhaltigkeit. Wer schonmal die Tagesschau verfolgt hat, wo immer wieder angegeben wird jedes Jahr, dass die Fangquoten wieder mal gesenkt werden müssen, weil irgendwelche Fischsorten vor der Überfischung stehen oder vor der kompletten Ausrottung, da weiß man also schon, dass das Ganze so nicht noch lange weitergehen kann. Es gibt jedes Jahr von Greenpeace oder auch vom WWF eine Liste mit Empfehlungen, welche Fische man noch guten Gewissens essen kann und das sind praktisch alles nur Aquakulturen. Selbst Fische, welche nicht überfischt sind, wie zum Beispiel der Alaska-Seelachs, der kommt von sehr weit her. Alaska ist irgendwo am anderen Ende der Welt, Crawler sind monatelang unterwegs. Der Fisch wird eingefroren und ist dann nach Monaten schließlich als Fischstäbchen bei uns auf dem Tisch. Das ist auch nicht gerade das, was man sich unter einem frischen Fisch vorstellt. Wenn man dann fragt, wie kann ich denn dort Nachhaltigkeit erreichen, dann kommt eigentlich nur die Fischzucht in Frage und dort ist eben die Frage, mach ich das auch im Meer mit schwimmenden Netzgehegen. Die sind ökologisch auch äußerst fragwürdig. Das ist eine Brückentechnologie, die Indoor Aquakultur, das heißt abgeschottet von der Außenwelt an Land in der Halle ohne Einflüsse von außen, ohne die Umwelt zu belasten: das ist die Zukunft, das ist der Megatrend! Nur so kann langfristig die Ernährung der Menschheit mit tierischem Eiweiß sichergestellt werden.
Jetzt haben sie eben gerade schon den letzten Aspekt besprochen, also das ist die Zukunft, also sie arbeiten im Bereich kreislaufbasierte indoor Zuchtanlagen. Was genau ist das?
Hans Acksteiner: Eine Kreislaufanlage ist, wie der Name schon sagt, man benutzt Wasser mehrfach. Das heißt, man pumpt also zunächst mal Wasser aus der Erde, um damit die Fischbecken zu füllen. Das ist auch gleich die Garantie, dass das Wasser wirklich kristallklar ist ohne Mikroplastik, wo man ja heutzutage auch plötzlich mit konfrontiert wird. Das ist absolut sauberes Wasser, das in die Aufzuchtbecken reingepumpt wird. Das Wasser wird nicht verschwendet, sondern einfach im Kreis geleitet und immer wieder gereinigt. Eine gewisse Austauschquote hat man trotzdem. Die kommt aber glasklar wieder raus und kann dann in den nächsten Bach geleitet werden.
Welche Fische eignen sich denn für die Indoor Aufzucht?
Hans Acksteiner: Eignen tun sich eigentlich fast alle Fische. Nun ist es so, es gibt komplizierte und simple Fischsorten. Wenn man sich zum Beispiel mit Karpfen oder Wels begnügt, dann ist es sehr einfach, dann ist keine hohe Technologie notwendig, aber dafür kann man damit auch nicht besonders viel Geld verdienen. Wir machen das ganze ja nicht nur aus Altruismus, sondern wir sind darauf angewiesen für unsere Anleger und für uns selber auch ein bisschen Geld zu verdienen. Das heißt, ich muss überlegen welchen Fisch kann ich besonders teuer verkaufen? Und da sind wir auf den Zander gekommen und in der Schweiz ist noch dem Egli, ein enger Verwandter vom Zander. Damit kann man ganz gut Geld verdienen und noch was Gutes für die Umwelt tun.
Sie haben gesagt, sie sind auf den Zander gekommen. Was ist das Besondere an dem Fisch, auch geschmacklich, aber eben auch in der Aufzucht?
Hans Acksteiner: Der Zander ist ein Einzelgänger und auch ein Raubfisch und ist im Prinzip ja ein wildes Tier, also im Gegensatz zu Schweinen und Hühnern, die seit Jahrhunderten domestiziert sind oder auch die Forelle oder der Karpfen, die auch schon fast domestiziert sind, kann man sagen. Der Zander ist also sehr schwer in der Aufzucht. Er ist ein seltener Fisch, der als einzelgängerischer Jäger normalerweise mühsam in den Reusen der mecklenburgischen Seen gesucht werden muss. Er kommt auch praktisch gar nicht auf den Markt. Es gibt fast nur gefrorenen Zander, der aus dem Ausland kommt. Aber wenn man ihn denn nachzüchtet, gibt es allerlei Probleme, die wir im Griff haben. Wir haben langjährige Erfahrung, auch durch enge Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut in Hohen Wangelin, ein stattliches Institut, dessen Erkenntnisse uns zur Verfügung stehen.
Wenn ich also anfange bei der Erbrütung aus dem Ei, dann muss ich also tatsächlich alle paar Stunden von Hand die kleinen Larven mit kleinen Krebstierchen füttern. So lange bis die etwas größer sind. Die müssen dann umgestellt werden auf Trockenfutter. Dieses Trockenfutter besteht zum großen Teil aus Soja oder Weizen und aus weiterem Teil aus Fleisch. Nicht tierisches Fleisch, aber er frisst sonst andere Fische. Den kann man jetzt nicht komplett vegetarisch ernähren.
In diesem Futter steckt also ein gewisser Anteil an anderen Fischen, die aber aus Beifang sowieso anfallen. Aber auch da arbeiten wir daran, auch diesen Beifang zu ersetzen. Es gibt ja Fischfutterhersteller, wir müssen uns gar nicht selbst drum kümmern, die arbeiten daran. Zum Beispiel die Larven der schwarzen Soldatenfliege kann man da ganz gut einsetzen. Für die Omega-3 Fettsäure, die werden in Algen beispielsweise gezüchtet. Es dauert also nicht mehr lange, dann kann der Räuber Zander komplett vegetarisch ernährt werden und er merkt es gar nicht.
Sie haben gerade gesagt der Zander ist ein Räuber und eben auch Einzelgänger. Wie kann ich mir das vorstellen, wenn so ein Fisch dann in der Aquakultur mit vielen anderen Fischen zusammen ist, der ja eigentlich ein Einzelgänger ist.
Hans Acksteiner: Wir haben natürlich keine sehr hohe Besatzdichte. Wenn sie das mal mit Hühnern oder Schweinen vergleichen, die können sich ja teilweise nicht mehr umdrehen. Da ist also die Besatzdichte bei Fischen nicht nur sehr viel geringer, wenn die jetzt theoretisch mal alle auf einer Ebene wären, dann haben sie immer noch Platz sich umzudrehen, aber die können ja auch nach oben und unten schwimmen. Die Becken sind ungefähr zwei Meter tief, die haben also schon ausreichend Platz, da muss man sich keine Sorgen machen. Wie gesagt, wir haben auch schon mehrere Generationen, die sind schon etwas domestiziert. Sie sind ruhig, sie sind nicht mehr so auf Angriff, nicht mehr so schreckhaft und dadurch werden sie auch etwas schmackhafter.
Glauben sie das Indoor Aquakultur die Zukunft der Fischerei ist?
Hans Acksteiner: Auf jeden Fall, es führt gar kein Weg daran vorbei, wenn man überlegt wie überfischt die Meere bereits sind. Das geht nicht mehr lange so weiter. Abgesehen von den Fangquoten, die ja ständig gesenkt werden, gibt es ja auch weiter Piratenfischerei vor Afrika oder auch Asien, die dann den wenigen Beständen, die noch stabil sind, auch noch den Rest gibt. Und wenn der Wildfang tatsächlich irgendwann kollabiert, dann ist nichts mehr da. Dann gibt es nur Aquakultur. Deswegen ist das wirklich die Zukunft. Vor allen Dingen darf man nicht vergessen, ist es auch ein Investment, dass ökologisch nachhaltig ist. Und trotzdem kann man dort ausreichend Geld verdienen.
Herr Acksteiner, vielen Dank für das Gespräch!