Unser Gast heute ist Herbert Behr. Er ist Vorstand der Golden Gates Edelmetalle AG und mit ihm sprechen wir über Investments in Edelmetalle.
Unser Gast heute ist Herbert Behr. Er ist Vorstand der Golden Gates Edelmetalle AG und mit ihm sprechen wir über Investments in Edelmetalle.
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Herr Behr, ich freue mich sehr, Sie wiederzusehen. Schön, dass Sie sich die Zeit genommen für ein neues Interview.
Herbert Behr: Ja, vielen Dank für die Einladung. Immer wieder schön, bei euch zu sein.
Wir sprechen heute über Gold und Silber als Investmentanlage. Gold wird in Krisenzeiten auch als Krisenwährung gesehen. Woher kommt denn dieser Ruf?
Herbert Behr: Also Gold als Krisenwährung gibt es ja schon die letzten 2.000 Jahre. Gehen wir einfach mal die letzten 100, 120 Jahre zurück. Es gab ja wahrscheinlich eine Krise nach der anderen. Und die Erfahrungen zeigt einfach, dass wenn ich Goldbesitzer bin – natürlich physisch, also in Barren oder in Münzen – dann bin ich aus jeder Krise immer bestens wieder herausgekommen. Das heißt, ich habe mein Vermögen erhalten, die Kaufkraft erhalten. Das ist eigentlich die wichtigste Eigenschaft von Gold. Wir haben ja auch ständig Krisen und ich denke, Gold macht genau das, was es machen sollte in den Krisen: Einfach viel Sicherheit für den Kunden bieten.
Ich habe ein paar spannende Zahlen mitgebracht. Seit Einführung des Euros hat sich der Goldpreis von circa 310€ auf heute rund 1.800€ vervielfacht. Was sind denn die Gründe für diese erhebliche Preissteigerung in den letzten Jahren?
Herbert Behr: Na ja, man meint immer, dass die Förderung von Gold immer teuer wird. Aber so ist es nicht. Die Teuerungsraten sind vielleicht das Dreifache oder das Vierfache. Das liegt einfach daran, dass die Währungen immer weniger wert werden. Ganz einfach. Es gibt eine ganz einfache Formel: Geht der Goldpreis nach oben, verlieren die Währungen wahrscheinlich an Wert. Das sieht man ja jeden Tag. Da kann man Statistiken führen über die letzten 20, 30 Jahre. Das heißt, man sieht einfach an diesen Goldpreissteigerungen den Verfall der Währungen. Und zwar alle Währungen, also nicht nur der Euro, sondern das gilt genauso gut für den US-Dollar, für den japanischen Yen oder sämtliche Währungen auf der Welt. Also immer dran denken, geht der Goldpreis nach oben, dann nimmt der Wert der Währung immer mehr ab und man sollte dann vielleicht mehr Gold kaufen.
Jetzt betrachten wir mal den aktuellen Goldpreis, der ist relativ nah am Allzeithoch und Investoren stellen sich schon die Frage, ob es sich überhaupt noch lohnt, bei diesem Preis in Gold zu investieren. Wäre es nicht eine bessere Strategie zu warten, bis der Preis wieder ein bisschen fällt?
Herbert Behr: Der größte Fehler vom Kunden ist immer warten. Warten, warten, warten… Auf was will er warten? Wir wissen alle nicht, wie morgen der Goldpreis ist. Wir wissen nicht, geht es morgen ein bisschen runter, geht es morgen ein bisschen rauf? Meine Philosophie ist ganz einfach. Täglich ist der beste Kurs. Jeden Tag einsteigen, einsteigen dann, wenn ich das Geld zur Verfügung habe. Und weniger nach dem Preis schauen. Man kann da nichts falsch machen, denn wenn man das langfristig betrachtet, wenn man noch mal den Goldpreis anschaut, wie der mal vor 20 Jahren war. Was wäre gewesen, wenn ich an bestimmten Zeitpunkten eingestiegen wäre oder wieder ausgestiegen wäre? Eines hat sich herauskristallisiert: Nach 20 Jahren habe ich immer den gleichen Durchschnittspreis, egal ob ich am Kauftag vielleicht einmal 10% zu viel bezahlt habe oder 10% weniger – das spielt am Ende des Tages keine Rolle. Und wir werden noch ganz andere Goldpreise sehen. Auch Ökonomen, die sich sehr intensiv damit beschäftigen, sagen: Wir werden Goldpreise kriegen, da träumen wir heute wahrscheinlich alle davon. Das Problem ist natürlich, dann kommen wieder alle und dann werden wir zu wenig haben.
Herr Behr, Sie der Goldpreis hängt vor allem von den jeweiligen Währungen ab. Aber nichtsdestotrotz, ein entscheidender Faktor sind die Förderkosten, die ja auch seit Jahren kontinuierlich steigen. Viele Experten sehen den sogenannten Gold-Peak bereits als überschritten. Was bedeutet eigentlich Peak Gold?
Herbert Behr: Der Gold-Peak ist eigentlich ganz einfach. Man geht davon aus, dass das Maximum an Förderung schon vor einigen Jahren erreicht wurde. Das heißt, dass nicht mehr so viel Gold in der Erde vorhanden ist. Letztendlich wird natürlich im Laufe der Jahre die Förderung abnehmen und das Maximum an Förderung ist erreicht. Das bedeutet dieser Gold-Peak und den haben wir schon überschritten. Die Fördermenge schwankt natürlich immer wieder ein bisschen und hängt natürlich auch davon ab, wie sich das Recycling entwickelt. Aber man sieht jetzt schon, dass es immer weniger wird und die meisten großen Goldlager sind fast leer. Südafrika spielt heute keine Rolle, obwohl es früher mal eines der größten Förderländer war. Die gehen heutzutage bis 4.000 Meter runter in die Tiefe und holen dort das Gold raus. Das ist natürlich für die Arbeiter unmenschlich. Die können immer nur 20 Minuten arbeiten.Aufgrund der Hitze müssen sie dann ausgetauscht werden. Also es werden schon extreme Dinge veranstaltet, um auch das letzte Gramm, die letzte Tonne aus der Erde zu holen.
Noch eine kurze Zwischenfrage. Was hat denn Peak Gold für eine Auswirkung auf den Preis?
Herbert Behr: Die Auswirkungen auf den Preis sind ganz einfach. Wir werden bei steigender Nachfrage – also ungefähr im Jahr 10, 15% – weniger Angebot haben. Dann werden wir natürlich steigende Preise sehen. Das sieht man ja nicht nur beim Gold, das sieht man bei allen Waren. Immer dann, wenn die Nachfrage groß ist und das Angebot gering ist, dann haben wir steigende Preise. Es gibt schon welche, die rechnen in 15 Jahren mit 15.000 US Dollar pro Feinunze. Das ist ein schöner Preis, bloß nützt es niemand was, wenn er keine Unze hat. Verstehen Sie? Es gibt dann vielleicht 250, 260 Tonnen auf der Erde und es wird nach wie vor Handel geben, aber auf einem anderen Preisniveau. Das ist bei anderen Metallen wesentlich komplizierter.
Wir wechseln mal kurz zu einem anderen Metall, und zwar zum kleinen Bruder von Gold, zum Silber. Der kleine Bruder deshalb, weil der Silberpreis ja historisch dem Goldpreis folgt. Rechnen Sie damit, dass der Silberpreis auch in Zukunft ähnlich wie der Goldpreis immer weiter nach oben entwickelt?
Herbert Behr: Ja, das wird zwangsläufig der Fall sein. Wir haben ja die Situation, dass Silber nicht mehr nur das klassische Anlagemetall ist, wie es früher war. Es gab Zeiten, da gab es Silberdeckung genauso wie Golddeckung. Aber in letzter Zeit ist Silber ein wichtiges Material für die Industrie geworden. Es gibt interessante Zahlen, für was man Silber alles braucht, nicht nur, weil es schon heute in 42.000 Produkten verbaut ist. Letztes Jahr wurden schon 12% der jährlichen Förderung nur für Photovoltaikanlagen genutzt. Das muss man sich mal überlegen: 12%, das hatten wir vor drei, vier Jahren nicht. Laut einer Studie der Bundesregierung, werden wir in 20 Jahren ungefähr 80% des geförderten Silbers nur für Photovoltaikanlagen brauchen.
Und was macht der Anleger?
Herbert Behr: Es gibt dann halt nichts mehr. Ganz einfach.
Also Herr Behr, wenn wir uns ein bisschen die zukünftigen Entwicklungen betrachten, ist es eigentlich ein guter Zeitpunkt jetzt in Silber einzusteigen?
Herbert Behr: Ja, sicherlich. Also wenn nicht jetzt, wann dann? Jetzt sind einfach gute Einstiegspreise. Die Entwicklungen, gerade aus dem industriellen Bereich, die zeigen ganz klar nach oben. Ich habe jetzt gerade von Photovoltaikanlagen gesprochen. Wir haben uns aber noch gar nicht über Elektroautos unterhalten und viele andere moderne Technologien, die auch sehr viel Silber enthalten. Jetzt ist sicherlich der beste Zeitpunkt, denn es ist nicht so viel Silber. Es gibt keine Silberlager, kein Staat hat Silber, kein Industrieunternehmen hat Silber. Was jährlich aus der Erde geholt wird, das wird jährlich auch verbraucht. Dieses Jahr werden wir zum ersten Mal ein Defizit haben von fast 6.000 Tonnen. Und das schlägt sich sicher auch indirekt auf den Preis nieder, obwohl man es momentan nicht so merkt. Viele vermuten, dass der Preis manipuliert wird, durch diese Silberpapiere wie ETCs und ETFs. Aber irgendwann ist es vorbei, weil dann ist die Werthaltigkeit des Materials so groß ist, um den Preis zu manipulieren.
Noch eine letzte Abschlussfrage: Worauf sollten Investoren unbedingt achten beim Kauf von Edelmetallen?
Herbert Behr: Das erste ist natürlich einen vernünftigen Händler suchen, der LBMA zertifizierte Ware verkauft. Dann sollten Anleger auch nicht zu kleine Stückelungen kaufen, also ein Gramm oder fünf Gramm, weil es relativ teuer ist. Es ist immer ganz gut, 50 Gramm oder auch einmal Goldmünze zu kaufen. Goldmünzen sind ein bisschen handelbarer als Goldbarren – die nimmt auch die eine oder andere Bank an.
Und beim Thema Silber haben wir natürlich die Mehrwertsteuerproblematik. Es ist für den Kunden immer sinnvoll, sich die Mehrwertsteuer zu sparen, und das Ganze in einem Zollfreilager abzuwickeln. Also dort zu kaufen, es dort liegen lassen und dann zum richtigen Zeitpunkt verkaufen. Das ausliefern ist dann auch wieder problematisch, weil es recht teuer ist. Und beim Silber größtmögliche Stückelungen, also Kilogramm oder fünf Kilogramm, weil es bessere Preise gibt. Und zum Beimischen vielleicht noch schöne Silbermünzen, denn in richtigen Krisenzeiten, kann man vielleicht damit mehr anfangen als. mit dem einen oder anderen Gramm Gold.
Dann bedanke ich mich für das Interview und freue mich auf unser nächstes Gespräch.