Interview über Datenschutz in der Digitalisierung

Oliver Thiel ist Geschäftsführer des größten deutschsprachigen Social-Media-Netzwerks Stayfriends. Im Interview mit Janine Mehner spricht er über das heikle Thema Datenschutz in Zeiten der voranschreitenden Digitalisierung.

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Transkript / Interview

Datenschutz in Zeiten fortschreitender Digitalisierung. Das ist unser Thema heute beim Business Talk am Kudamm. Bei uns zu Gast ist Oliver Thiel, der Geschäftsführer von Stayfriends.

Datenschutz in Social Media. Seit letztem Jahr gilt die Datenschutzgrundverordnung. Was für Auswirkungen hat das auf ihre tägliche Arbeit?

Oliver Thiel: Musste eine ganze Menge Tools neu programmieren. Nutzer haben jetzt die Möglichkeit, ihre Daten auch umzuziehen zu einer anderen Plattform, eine sehr vollständige Auskunft darüber zu bekommen wie ihre Daten gespeichert sind, wofür diese verwendet werden. Das wäre sehr aufwendig bis wir diesen Bericht tatsächlich liefern konnten. Stiftung Warentest hat uns aber ein sehr gutes Urteil beschieden wie wir damit umgehen, wie schnell wieder mit umgehen und wie komplett wird damit umgehen, von daher sind wir auf einem guten Weg. Sicherlich gibt es dort ständig Dinge anzupassen, wenn sich auf der Plattform etwas ändert, wenn etwas sich an anderen Gegebenheiten ändert, das tun wir auch regelmäßig. Wir haben überschaubar viele Nutzeranfragen zu dem Thema, nur ich hätte gedacht, dass das viel mehr werden. Wir sind aber durchaus dankbar, der Aufwand ist nicht unerheblich muss man jetzt ehrlich sagen, der dabei entsteht und ansonsten haben wir aber bis dahin auch schon DSGV konform gehandelt. Von daher hatte das jetzt in unserem täglichen Ablauf der Dinge wenig Veränderungen. Wesentliche Vertragswerke sind deutlich umfangreicher geworden, weil viele Anhänge mittlerweile gibt, vielmehr Prozedere was teilweise auch geschäftsschädigend ist, das muss man ganz klar sagen, von daher merkt man die DSGVO an manchen Stellen schon ohne, dass sie dem Nutzer tatsächlich hilfreich gewesen wäre.

Seitdem gilt die Datenschutzgrundverordnung. Jetzt haben Sie ja schon ein bisschen was erzählt. Wie war das letzte Jahr für Sie retroperspektivisch?  Wie sehen Sie die DSGVO?

Oliver Thiel: Wie sehe ich sie persönlich, als Kunde habe ich keinen Nutzen davon, muss man ganz ehrlich sagen, nur Aufwände, die mir in  meinem täglichen Leben so begegnen, egal ob das ist, wenn ich zum Arzt gehe oder ich sonst irgendwo einen Vertrag abschließen möchte. Auch im Berufsleben ist die Vertragsanbahnung mit anderen Geschäftspartnern deutlich schwieriger geworden, weil je nach Größe des Unternehmens sind die das entweder gewöhnt oder wenn sie zu klein sind können sie gar nicht damit umgehen, von daher findet dann manches Geschäft auch einfach gar nicht statt auch wenn das an sich die DSGVO wenig bis gar nicht tangieren würde. Von daher sehe ich sie persönlich sowohl aus Kunden als auch aus beruflicher Sicht auf der einen Seite kritisch, auf der anderen Seite finde ich natürlich gut, dass generell das Thema Daten im Fokus steht und diese geschützt werden sollen, nichtsdestotrotz muss man schauen, in welchem Rahmen man bleibt und ob man nicht etwas über die Strenge schlägt.

Wenn Nutzern Datenschutz wichtig ist, was sollte man bei der Auswahl von der Social Media Plattform beachten?

Oliver Thiel: Am besten man sollte zu gar keiner Social Media Plattform gehen.

Ja das ist eine Geschäftsidee für Sie.

Oliver Thiel: Ist zwar eine Geschäftsidee für uns aber, wenn die Frage dasteht, dann ist das eigentlich auch die einzig klare Antwort darauf. Ich finde jeder muss sich selber darüber bewusst sein, wie viele Daten möchte er an welche Nutzer preisgeben, an welche Nutzergruppe preisgeben. Und vor allem welche Daten sind das, was kann ich damit anfangen? Ich kenne eine Menge Leute, die erzählen, dass ihnen Datenschutz wichtig ist, dabei sind alle bei allen Plattformen registriert. Wenn man jetzt mal ein Beispiel nimmt, ich kann WhatsApp nur nutzen wenn ich mein Adressbuch dafür freigebe mit allen Daten, die gar nicht meine Daten sind, sondern die Daten meiner Freunde, meiner Geschäftspartner, von sonst jemandem sind. Diese muss ich mit WhatsApp teilen. Das tut quasi nahezu jeder ohne mit der Wimper zu zucken, also von daher fällt es immer schwer zu glauben, wenn Leute von Datenschutz reden, das sie auch Datenschutz meinen. Sie haben nicht mal die Hoheit über ihre eigenen Daten und so lange sie dafür Dienstleistung kostenlos bekommen, geben sie diese alle gerne her. Von daher kann ich nur für Stayfriends selber darauf achten, dass wir sparsam mit der Datenverteilung umgehen. Und mit Datenverteilung meine ich unter den registrierten Nutzern im Login oder sogenannte Memberbereich. Aber jetzt muss jeder selber wissen was er davon sich einstellt. Das Internet vergisst nicht auch wenn man versucht das Internet vergessen zu lassen. Das ist durchaus noch ein Weg und bis dahin muss ich auch damit rechnen, dass ich alles wiederfinde.

Haben wir vielleicht für unsere Zuschauer noch ein Tipp für den sicheren Umgang mit Daten im Internet? Worauf kann man achten?

Oliver Thiel: Worauf kann man achten? Gemäß der DSGV Welle sind alle Unternehmen an das gleiche Recht gehalten, in dem Land in dem sie operieren nicht in dem Land, in dem sie gegründet sind oder deren Heimatsitzt haben. Das ist ein Stück weit allerdings nur eine theoretische Regelung und von der Praxis sind durchaus noch Abweichungen zu finden. Von daher gibt eigentlich einzigen Rat, den

ich Nutzer geben kann, jedes Mal genau zu überlegen, welche Daten ich nicht gerade preisgebe will. Will ich die wirklich preisgeben? Stört es mich, wenn mein Nachbar morgen dieses Bild an meine Tür hängt oder nicht? Wenn ich das immer mit nein beantworten kann, das stört mich nicht, das ist alles in Ordnung, dann kann ich diese Daten gerne teilen, aber ich sollte einfach darüber nachdenken, welche Kreise diese Daten ziehen. Tangieren sie auch Dritte, gibt es vielleicht meine Enkelkinder oder andere Freunde und Bekannte, denen das negativ aufstoßen könnte, was ich dort gerade einstelle.

Herr Thiel, vielen Dank für das Gespräch.

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