Unser Gast heute ist Nadine Schmal. Sie ist Senior Marketing Specialist D-A-CH bei GetResponse und mit ihr sprechen wir über GetResponse als Arbeitgeber und die Auswirkungen von Remote Work auf den Arbeitsmarkt.
Unser Gast heute ist Nadine Schmal. Sie ist Senior Marketing Specialist D-A-CH bei GetResponse und mit ihr sprechen wir über GetResponse als Arbeitgeber und die Auswirkungen von Remote Work auf den Arbeitsmarkt.
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Frau Schmal, Sie arbeiten als Senior Marketing Spezialistin bei GetResponse. Das Besondere ist, dass GetResponse in Polen ansässig ist, sie aber in Deutschland leben. Die Fernarbeit, wenn ich es mal so bezeichnen kann, hat in den letzten Jahren sehr viel an Bedeutung dazugewonnen. Glauben Sie denn, dass diese Arbeitsform in Zukunft mehr Anhänger finden wird?
Nadine Schmal: Das glaube ich schon. Also aus einer Sicht öffnen sich für die Arbeitnehmer mehr Türen. Dann kommt vielleicht ein Unternehmen, das in Polen sitzt, eher in Frage als Arbeitgeber. Und aus Arbeitgebersicht kommen ja auch andere Fachkräfte in Frage auch im Inland. Es muss ja nicht unbedingt im Ausland sein, aber natürlich auch im Ausland. Oft ist ja Fachkräftemangel ein großes Problem.
War das Homeoffice für Sie ein ausschlaggebender Punkt? Ein Kriterium, dass Sie bei diesem Job gesagt haben: „Ja, das passt super!“
Nadine Schmal: Ja. Verstehen Sie mich da jetzt nicht falsch, ich freue mich natürlich auch mal nach Polen zu gehen ins Büro, meine Kolleginnen und Kollegen da zu sehen und von dort aus auch zu arbeiten. Aber ich hätte mich bei der Jobwahl darauf vorbereiten müssen, um nach Polen umzuziehen. Ich müsste meine Familie und Freunde hier zurücklassen. Und ich persönlich würde dann auch gerne Polnisch lernen. Das wäre mir zu viel auf einmal. Zudem bin ich für die Marketingaktivitäten im deutschen Markt verantwortlich. Und es ist viel leichter, zum Beispiel an einem Interview wie hier teilzunehmen, an Messen, an Netzwerkevents. Und es ist generell einfacher den deutschen Markt von Deutschland aus zu beobachten.
Wenn man sich so ein klein wenig mit den Entwicklungen beschäftigt, dann merkt man, dass sich die Art und Weise, wie wir arbeiten, ständig ändert und wahrscheinlich in Zukunft auch weiter verändern wird. Wie können wir denn sicherstellen, dass die Menschen sich an diese neuen Lebensstile anpassen? Die Büroarbeit ist ja auf diesem alten Arbeitsmarkt doch noch sehr stark verankert.
Nadine Schmal: In erster Linie würde ich schon sagen, dass Selbstdisziplin und Eigenverantwortung einen höheren Stellenwert bekommt. Weil es gibt welche, die zu Hause als totale Workaholics enden, die gar nicht abschalten können. Vielleicht ist da die Gefahr im Homeoffice höher. Es gibt auch welche, die sich ständig ablenken lassen oder zu Hause nicht genug Ruhe haben. Ich kann natürlich auch als Unternehmen bestimmte Seminare, vielleicht auch Bücher bereitstellen, um diesen Arbeitnehmern zu helfen, wie es ist, remote zu arbeiten, in Sachen Produktivität oder dass man Stress abbaut. Oder auch ergonomisches Arbeiten, wie man einen ergonomischen Arbeitsplatz aufbaut. Es ist wirklich wichtig in solchen Feedbackgesprächen, die man eventuell jährlich hat bezüglich der Arbeitsleistung, auch über diese Punkte wirklich offen kommuniziert. Wie ist die Situation? Was brauchst du? Wo gibt es Probleme? Und dass auch das Arbeitsmodell generell nicht zu starr ist. Vielleicht hilft es auch, diejenigen, die die ganze Zeit von zu Hause arbeiten, auch die Freiheit haben mal in eine andere Stadt zu fahren und von dort aus zu arbeiten. Zum Beispiel in einem Workspace oder Cafés, so dass sie sich dort auch vernetzen können.
Remote Working kann sehr viele Vorteile haben. Aber es gibt auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich stark demotiviert fühlen, weil sie von den Kolleginnen und von den Kollegen weit entfernt sind. Wie schaffen Sie es sich aus der Ferne intensiv für Ihr Unternehmen zu engagieren?
Nadine Schmal: Das sind eigentlich genau die gleichen Punkte wie auch bei anderen Arbeitnehmern. Also, dass die Aufgaben, die ich mache, mir Spaß machen, dass sie auch meiner Rolle entsprechen, dass ich einen Unterschied sehe anhand meiner Tätigkeiten im Unternehmen, z.B. an den Kennzahlen. Und dass ich gemeinsam Projekte habe mit Kolleginnen und Kollegen. Dadurch, dass wir gemeinsam Aufgaben haben und Ideen und Ziele entwickeln, verbindet mich das schon. Natürlich ist es auch mal schön, Smalltalk zu führen oder gemeinsam etwas zu machen. Diese gemeinsamen, arbeitsbezogenen Tätigkeiten geben mir schon diese Verbindung. Und natürlich auch eine faire Bezahlung.
Würden Sie sagen, dass wir langsam am Ende der klassischen Büroarbeit stehen, wie wir sie noch aus der Vergangenheit kennen? Oder geht es eher in Richtung flexibles Arbeiten mit ganz vielen unterschiedlichen Versionen, Formaten und Methoden?
Nadine Schmal: Ich sehe es eher mehr Flexibilität. Ich habe mir auch mal einige Statistiken angeguckt. Vor der Pandemie waren es ca. 4%, die komplett im Homeoffice waren und jetzt sind es 24% – also ein deutlicher Anstieg. Aber es gibt bestimmt noch Abteilungen, die müssen im Büro sein, aufgrund von Akten oder anderen Gründen, oder die auch nicht von zu Hause aus arbeiten wollen. Und deshalb glaube ich eher, dass nicht jeder einen festen Arbeitsplatz hat, sondern vielleicht muss man sich einbuchen, wenn morgen ins Büro kommen möchte. Es gibt ja auch welche, die vielleicht nur zwei Tage Homeoffice machen wollen und drei Tage. Das heißt kein fester Arbeitsplatz und dass auch die Unternehmen weniger Standorte haben werden und die Büros ein bisschen kleiner werden, weil nicht jeden Tag alle im Büro sind.
Welche Tools und welche Technologien setzen Sie denn ein, um die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen zu fördern und auch in Kommunikation zu stehen?
Nadine Schmal: Zuerst Slack als Kommunikationskanal mit Kollegen, um da kurz was abzusprechen, für die schnelle Kommunikation. Wir haben auch bestimmte Channels, wie Gruppenchats, da werden auch Updates reingepostet, z.B. wenn man globale Kampagnen hat. Dann Microsoft Teams für Meetings, sei es eins zu eins oder Meetings, die wöchentlich anstehen. Wir haben dann noch Confluence, das ist eine Wissensdatenbank. In der halten wir alles fest: von Performance-Kampagnen bis hin zu Teamstrukturen, Ansprechpartner oder einfach an Wissen, das man sich vielleicht als neuer MitarbeiterIn aneignen muss. Das hat mir besonders beim Einstieg geholfen, weil ich vieles noch mal nachlesen könnte und nicht so viele Notizen machen musste. Wir benutzen auch noch Gira als Aufgabenmanagement. Das heißt, ich erstelle meine eigenen Aufgaben. Aber wenn ich Aufgaben an die Designer habe, kann ich die delegieren und kann auch sehen, wie der Stand ist. Arbeiten die gerade daran? Wann sind die Deadlines? Dann muss ich auch nicht in Slack ständig nachfragen.
Wie genau funktioniert das mit den Themen Wertschätzung und Feedback aus der Ferne.
Nadine Schmal: Wenn jemand Beförderung hatte oder gute Arbeit geleistet hat, dann wird das unter anderem im Slack Channel erwähnt und in unseren wöchentlichen Meetings. Dann wir haben auch eine Plattform, die ist nur für Danksagungen. Das ist nochmal ein bisschen formeller und öffentlicher. Was die Manager auch machen ist, dass sie eine Kollegin oder für einen Kollegen einen Feedbackbogen ausfüllen lassen, und dieser in das jährliche Feedbackgespräch für den Manager einfließt. Das heißt, dass viele verschiedene Kollegen noch mal sagen können: „Was waren die Stärken und was sind Sachen, wo man sich noch verbessern könnte?“ Das hilft auch noch mal ungemein. Und dann gibt es auch noch drei bis viermal im Jahr große Meetings, an denen wirklich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilnehmen und gemeinsam mit den CIOs Ziele, Pläne und Projekte besprechen.
Frau Schmal, vielen Dank, dass Sie bei uns waren und uns Einblicke gegeben haben in Ihre Arbeit. Und ja. Ich wünsche Ihnen ganz viele spannende Projekte in der Zukunft.