Recruiting-Experte: Diese Herausforderungen warten auf Unternehmen

Interview mit Michael Baier
Michael Baier ist Senior Managing Director Germany, Poland, Austria bei der PageGroup und dort zuständig für die Marken Michael Page und Page Executive. Im Interview mit dem Recruiting-Experten wollen wir wissen, welchen Herausforderungen sich Unternehmen beim Recruiting stellen müssen.

Welchen Herausforderungen begegnen Unternehmen beim Recruiting geeigneter Fachkräfte?

Der Arbeitsmarkt befindet sich in einem globalen Wandel und Mitarbeitende finden und binden ist eine der größten Herausforderungen der heutigen Zeit. Das zeigt unsere aktuelle internationale Talent Trends-Studie, die größte Studie dieser Art, die sich mit dem Wandel des Arbeitsmarktes beschäftigt. Sie zeigt, dass der Fachkräftemangel als großer Treiber die Bedingungen für Arbeitnehmende und Arbeitgeber radikal verändert. Möchten Unternehmen Kandidat:innen binden, zählt vor allem der Bewerbungsprozess. Die „Candidate Experience“ entscheidet über eine erfolgreiche Anstellung: Je länger ein Rekrutierungs- und Bewerbungsprozess dauert, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Kandidat:innen abspringen. Recruiting-Kanäle, die diesen Prozess fördern, sind daher die Kanäle der Zukunft.

Wie müssen Rekrutierungsprozesse heutzutage gestaltet sein, um Bewerbende anzusprechen?

Ich sage es kurz: schnell, effizient und einfach. Keine Kandidatin, kein Kandidat wird mehr wochen- oder gar monatelang auf eine Rückmeldung des Unternehmens nach Eingang der Bewerbungsunterlagen warten oder sich stundenlang durch komplizierte Bewerbungsprozesse quälen. Allein damit ist es allerdings nicht getan. Unternehmen müssen potenziellen Kandidat:innen ihre Attraktivität im Prozess beweisen. Unsere Talent Trends-Studie zeigt, dass sie sich zur Gehaltsfrage, zu Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie zum flexiblen Arbeiten transparent und stark positionieren müssen. Damit können die gewonnenen Talente auch langfristig an das Unternehmen gebunden werden. 

Wie und wo erreichen Recruiter potenzielle Bewerbende in Zeiten des Fachkräftemangels am effektivsten?

Um in Zeiten des Fachkräftemangels erfolgreich zu sein, sollten Unternehmen verschiedene Kanäle und Maßnahmen vereinen, um Kandidat:innen vielfältig anzusprechen. Technische Trends sollten sie dabei unbedingt beachten, vor allem, wenn Young Professionals gesucht werden. Ein Beispiel ist das Mobile Recruiting: Immer mehr Bewerbende versenden ihre Unterlagen über mobile Geräte, wie Smartphones oder Tablets. Unternehmen sollten also sicherstellen, dass ihre Stellenanzeigen und Karriereseiten für mobile Ansichten geeignet sind und darüber hinaus potenzielle Kandidat:innen über Social Media Plattformen wie LinkedIn ansprechen.

Welche Rolle spielen soziale Medien und professionelle Netzwerke bei der Rekrutierung von Fachkräften?

Viele qualifizierte Fachkräfte suchen nicht aktiv nach einer neuen Position. 43 Prozent aller Befragten unserer Talent Trends-Studie sind sich unschlüssig, ob sie sich eine neue Stelle suchen sollen. Ein Großteil von ihnen ist aber durchaus offen für Angebote und in sozialen Netzwerken und auf professionellen Plattformen präsent. Recruiter können dort gezielt potenzielle aber passive Kandidat:innen ansprechen und sogenanntes Active Sourcing betreiben. Soziale Medien können aber noch viel mehr leisten: Wir sehen, dass ein professioneller Unternehmensauftritt, vor allem auf Businessplattformen wie LinkedIn, die Arbeitgebermarke stärkt. Mit den richtigen Employer Branding-Maßnahmen können Unternehmen ihre Attraktivität erhöhen sowie ihre Werte und Unternehmenskultur darstellen.

Welche Rolle spielen traditionelle Rekrutierungsmethoden wie Jobmessen und persönliche Netzwerke immer noch in Zeiten des Fachkräftemangels?

Auch wenn sich vieles ins Online-Leben verlagert hat, sollten Unternehmen Orte des Austausches wie Jobmessen oder Karrieretage nicht vergessen. Gerade bei Berufseinsteiger:innen und Young Professionals spielt der persönliche Eindruck eine große Rolle, um Vertrauen zum potenziellen Arbeitgeber aufzubauen. Sie haben noch nicht viele Vergleichswerte oder eigene Erfahrungen aus der Arbeitswelt. Ein persönlicher Austausch senkt dabei Barrieren und Hemmungen und gibt Sicherheit, gleichzeitig können beide Seiten ihr Netzwerk ausbauen. Hinzu kommt, dass Kandidat:innen, die den Weg zu einer Jobmesse auf sich nehmen, meist ernsthaft an den ausstellenden Unternehmen interessiert sind. Das ermöglicht beiden Parteien eine gezieltere und qualitativere Auswahl. Außerdem können Jobinterviews direkt vor Ort durchgeführt werden, was den Rekrutierungsprozess beschleunigen kann.

Vielen Dank, Herr Baier.

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Michael Baier

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