Herr Eroğlu, Sie haben im August 2021 das Staaken Center erworben. Was hat Sie dazu bewogen, mitten in der Pandemie ausgerechnet ein Nahversorgungszentrum zu kaufen?
Kutbettin Eroğlu: Wir hatten das Objekt schon eine Weile im Blick und waren uns mit den ehemaligen Eigentümern einig. Im August 2021 stand dann auch die Finanzierung – was mich sehr gefreut hat. Dieses Projekt liegt mir ganz besonders am Herzen. Ich bin in der Gegend aufgewachsen und weiß genau, wie wichtig das Staaken Center für die mehr als 30.000 Einwohner ist, die fußläufig in der Umgebung wohnen. Aber Sie haben schon recht: Alle Experten aus der Immobilienbranche haben mir von dem Projekt abgeraten.
Woher kam die Skepsis?
Kutbettin Eroğlu: Das Staaken Center wurde 1973 errichtet und galt damals als eines der modernsten Nahversorgungszentren in Deutschland. Seitdem wurde aber kaum modernisiert und es gab schon einen erheblichen Sanierungsstau. Der schlechte Zustand des Objekts hat dann auch zu einem hohen Leerstand von rund 35 Prozent geführt. Es gibt also noch viel zu tun für uns.
Was haben Sie unternommen, um den desolaten Zustand zu verbessern?
Kutbettin Eroğlu: Im Innenraum des Staaken Center konnten wir schon einiges realisieren. Die öffentlichen Flächen haben wir durch ein modernes Licht-, Raum- und Klimakonzept erheblich aufgewertet – und konnten so den Stromverbrauch erheblich senken und das Objekt auch optisch deutlich verbessern. Zudem haben wir neue behindertengerechte Sanitäreinrichtungen gebaut und alle Pächter dazu verpflichtet, ihre Toiletten öffentlich zugänglich zu machen.
Aktuell sind wir dabei das Dach zu sanieren. Sobald die Arbeiten am Dach abgeschlossen sind, werden wir als nächstes die Fassade und das Parkhaus sanieren. Zudem werden die Stränge erneuert und die Heizung- und Lüftungsanlage nach neuesten gesetzlichen Vorgaben modernisiert. Um die Umweltbilanz weiter zu verbessern, wird auch eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert werden. Wenn die Sanierung abgeschlossen ist, wird das Staaken Center ein CO2-neutrales Nahversorgungszentrum sein – und ein echter Gewinn für die Anwohnerinnen und Anwohner.
Sie investieren ja in großem Stil in das Staaken Center. Tragen Ihre Mühen schon Früchte?
Kutbettin Eroğlu: Das Feedback der Anwohnerinnen und Anwohner und auch unserer Pächter ist ausschließlich positiv. Wir haben den Leerstand von 35 Prozent auf unter 10 Prozent reduziert und könnten bereits vollvermietet sein. Alle freiwerdenden Flächen werden von uns aber erst saniert und mit passenden Konzepten ausgestattet.
Wir sind permanent in den Gesprächen mit unseren Altmietern, um gemeinsam das Objekt zu verbessern und alle neuen Pächter sind handverlesen. Besonders gefreut hat es mich, dass wir einen Top-Fleischer gewinnen konnten, der das kulinarische Angebot hier im Staaken Center verbessert. Demnächst wird auch eine neue Postannahmestelle hier im Center eröffnen – mit neuem Betreiber und Öffnungszeiten wie alle anderen Läden.
Mir ist es wichtig, dass wir ein ausgewogenes Angebot aus Restaurants, Geschäften und Freizeitangeboten schaffen, um das Staaken Center wieder zu dem zu machen, was es einmal war: der Mittelpunkt von Staaken, ein Treffpunkt für die Menschen!
Sie gelten als Kommunikator, der bemüht ist, auch die lokalen Träger und die Stadt mit ins Boot zu holen.
Kutbettin Eroğlu: Wir befinden uns in sehr konstruktiven Gesprächen mit dem Stadtplanungsamt, um auszuloten, ob die Einrichtung eines Bürgeramts im Staaken Center möglich ist. Das wäre ein echter Gewinn für die Bewohnerinnen und Bewohner, denen damit kurze Wege ermöglicht werden würden.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich auch beim Quartiersmanagement, den lokalen Sozialträgern und dem Gemeindewesen Heerstr. Nord für die wirklich gute Zusammenarbeit bedanken. Gemeinsam werden wir am Wochenende vom 7.7. bis 9.7.23 ein Sommerfest veranstalten, und uns über möglichst viele Besucher und Besucherinnen freuen.
Herr Eroğlu, vielen Dank für das Gespräch.