Im heutigen Interview sprechen wir mit dem Immobilien-Experten Mirko Kaminski, über den lokalen Immobilienmarkt und wie die Digitalisierung das Immobilienmakler-Geschäft verändert haben.
Der Immobilien-Sektor ist immer noch sehr papierlastig und steckt sozusagen analog in der Sackgasse. Das dürfte sich schon bald als ein Defizit herausstellen, weil andere Branchen den Vorsprung durch KI besser nutzen. Sind Sie auch dieser Meinung?
Ganz im Gegenteil! Immobilien werden schon längst nicht mehr über Papieranzeigen in Tageszeitungen zum Verkauf oder zur Vermietung angeboten. Reichweitenstarke Immobilienportale haben diese abgelöst und lokale Immobilienmakler setzen verstärkt auf Google, SocialMedia und die eigene Website. Natürlich hat Print noch immer sein Charme, gerade auf Messen oder in der persönlichen Ansprache. Texte und Bilder in Exposé können schon jetzt mit Hilfe von KI erzeugt und bearbeitet werden. Am Ende wird aber immer nochmal ein Mensch nachjustieren müssen, damit es nicht künstlich wirkt.
Immobilienverwaltungen stecken regelmäßig am Jahresende in der Krise und versinken in Papierflut. Aber auch hier halten immer mehr innovative, digitale Systeme Einzug, um Kapazitäten zu erweitern und Fachkräftemangel zu kompensieren.
KI steht für Effizienz, Innovation und besseres Zeitmanagement. Das nutzen die Kunden des Immobilien-Business‘ offenbar zahlreich, um einfach tiefer in die Materie einzutauchen und Chancen besser zu erkennen und zu nutzen. Ist das der berühmte Fluch oder ein Segen?
Wer unterhält sich schon gerne mit einer Maschine oder möchte sich einer Illusion hingeben? Gerade der Erwerb von Immobilien ist etwas sehr bodenständiges, Erwerber wollen ihre eigenen Ideen so umsetzen, wie sie zukünftig leben wollen. Dort wo KI zum Einsatz kommt, z.B. in der Text- oder Bildbearbeitung von Exposés, sollte diese gekennzeichnet sein, um keinen falschen Eindruck zu erwecken.
Menschen, die eine Immobilie suchen, erhalten durch intelligent Algorithmen kuratierte Angebote – entspricht also der Suche nach relevanten Inhalten aus anderen Quellen und von anderen Marken. Kann man dieser Entwicklung noch mit den althergebrachten, traditionellen Praktiken des Immobiliengeschäftes begegnen?
Am Ende der Wertschöpfungskette steht immer ein Mensch. Der lokale, digitale Immobilienmakler geht mit der Zeit. Er setzt auf langfristigen Erfolg mit seiner Persönlichkeit und Marke. Ihm ist Vertrauen genauso wichtig, wie seinen Kunden. Genauso erwarten Kunden, keinen digitalen Experten, sondern einen persönlichen und kompetenten Ansprechpartner. Qualifikation lässt sich nicht durch KI ersetzen und wird immer mehr zum gesetzlichen Erfordernis in der Immobilienbranche, siehe z.B. der zertifizierte Verwalter IHK.
Tauscht sich die Immobilien-Branche eigentlich untereinander aus und reagiert so auf neue Trends oder Strömungen?
Die Immo Branche ist super organisiert. Neben klassischen Verbänden, gibt es zahlreiche Netzwerke. Gerade die vom Gesetzgeber geforderten Weiterbildungen laden zum persönlichen Netzwerken ein. Darüber hinaus existieren Gruppen im Social Media und in Messanger Diensten zum Austausch.
Unabhängig davon: Wie bewerten Sie die Entwicklung der Immobilienbranche – vor dem Hintergrund beispielsweise, dass der Häusermarkt gegenüber dem Vorjahr um 6,24 Prozent nachgegeben hat?
Ein lokaler Immobilienexperte wird gefragter denn je sein. Er weiß, worauf es in welcher Lage ankommt, verfügt über persönliche Netzwerke von Handwerkern und Dienstleistern, hat vorgemerkte Kunden und ist vor allem immer eins, ein Mensch. Als Mensch hat er darüber hinaus gegenüber einer KI einen wesentlichen Vorteil: ER kann authentisch bleiben und muss sich nicht programmieren und steuern lassen.