Schönheitsoperationen bei Frauen werden immer beliebter

Interview mit Dr. med. Hamid Joneidi Jafari
Ein wenig Botox hier, ein wenig Fettweg-Spritze da…. Schönheitsoperationen galten lang als verpönt und etwas für die Reichen und Schönen. Doch dieses Bild wurde glücklicherweise von der Realität überholt. Mittlerweile sind Schönheitsoperationen weitestgehend gesellschaftlich akzeptiert und, wenn auch immer noch je nach Art der Behandlung recht kostspielig, für den Großteil der Bevölkerung bezahlbar - zu Recht, denn Schönheitsoperationen werden nicht immer zwangsläufig, wie allgemeinhin vermutet, etwa zur Beseitigung von unerwünschten Mängeln bzw. Vergrößerung bestimmter Körperregionen in Anspruch genommen. Sicherlich gibt es in dieser Sparte eine große Klientel. Doch Operationen wie z.B. Hauttransplantationen nach schweren Verbrennungen, Bauchdeckenstraffungen nach etwa einer Schwangerschaft oder straken Gewichtsreduktion, Brustverkleinerungen usw. sind für die Betroffenen ebenso bedeutend und manchmal sogar Leben verändernd. 

Mehr zu den Beweggründen der Frauen, den aktuellen Trends und Vorbereitungen, die man vor dem Entschluss einer Operationen treffen sollte, erzählt uns heute Dr. med. Hamid Joneidi Jafari vom Ästhetik-Centrum am Husemannplatz in Bochum. Als Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Handchirurgie ist er genau der richtige Ansprechpartner, um einige Einblicke in dieses Thema zu gewinnen. 

Welche aktuellen Trends und Entwicklungen beobachten Sie in Bezug auf Schönheitsoperationen bei Frauen und wie haben sich diese im Laufe der Jahre verändert?

Im Laufe der letzten Jahre und Jahrzehnte haben wir eine deutliche Verschiebung in den Trends von Schönheitsoperationen beobachtet, weg von auffälligen und extremen Veränderungen, hin zu subtilen und natürlichen Veränderungen. Diese Entwicklung spiegelt den Wandel der gesellschaftlichen Wahrnehmung wider und trägt dazu bei, das Stigma, das einst mit diesen Eingriffen verbunden war, zu verringern. Früher lag der Fokus stärker auf auffälligen und starken Veränderungen. Es zeichnet sich heute eine Vorliebe für dezente, naturnahe Optimierungen ab.  Das hat dazu geführt, dass Schönheitsoperationen mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen und kein Tabuthema mehr sind. Sie werden sehr viele unserer Patientinnen in Ihrem Umfeld finden, werden diese aber nicht als solche erkennen und identifizieren können.   

Welche Gründe führen Frauen typischerweise dazu, sich für Schönheitsoperationen zu entscheiden, und wie wichtig ist die Rolle des Selbstbewusstseins und des gesellschaftlichen Drucks dabei?

Die Gründe für eine Schönheitsoperation sind vielfältig. Manche Frauen entscheiden sich dafür einfach aus dem Wunsch heraus, ihr äußeres Erscheinungsbild zu verbessern. Andere entscheiden sich aus gesundheitlichen Gründen dafür, z.B. wenn sehr große Brüste den Alltag erschweren und körperliche Beschwerden verursachen, andere aufgrund altersbedingter Veränderungen. Wenn sich der Körper durch Alterungsprozesse, starke Gewichtsschwankungen oder durch Schwangerschaft und Stillzeit innerhalb kurzer Zeit stark verändert, kann es zu einer Diskrepanz zwischen der Selbstwahrnehmung der Patientinnen und dem äußeren Erscheinungsbild kommen. Dies kann zu starkem Unwohlsein führen und dazu beitragen, dass sich die Patientinnen in ihrem Körper nicht mehr wohl fühlen. Die moderne plastische Chirurgie hilft diesen Patientinnen, erneut ein positives Körpergefühl entwickeln zu können. Es ist wichtig zu betonen, dass letztlich jede Frau ihre eigenen persönlichen und individuellen Gründe für einen Eingriff hat.

Welche chirurgischen Eingriffe sind derzeit besonders gefragt oder im Aufwärtstrend bei Frauen, und welche nicht-chirurgischen Verfahren werden vermehrt nachgefragt?

Die Nachfrage nach operativen und nicht-operativen Eingriffen steigt seit Jahren kontinuierlich an. Die Internationale Gesellschaft für Plastische Chirurgie (ISAPS) erstellt jährlich eine Statistik über die in Deutschland und auch weltweit durchgeführten operativen und nichtoperativen Eingriffe. Fettabsaugungen stehen dabei seit Jahren an erster Stelle, gefolgt von Brustvergrößerungen, Brustverkleinerungen/Bruststraffungen und Augenlidstraffungen. Diese Eingriffe sind sowohl in Deutschland als auch weltweit die mit Abstand am häufigsten durchgeführten Operationen. Bei den minimalinvasiven, nicht-operativen Verfahren sind Botulinumtoxin-Injektionen und Hyaluronsäure-Behandlungen mit Abstand am beliebtesten. Hier ist die Zahl der Behandlungen in absoluten Zahlen um ein Vielfaches höher als bei den Operationen, und auch hier ist die Tendenz seit Jahren steigend. Ein Trend, der sich hier abzeichnet, ist der Einsatz von Gewebsmodulatoren. Dabei werden verschiedene Substanzen, wie z.B. Poly-L-Milchsäure, in das Gewebe injiziert, um einen Gewebeaufbau und -umbau anzuregen, der zu einer strafferen und besseren Haut, z.B. im Gesicht, führen kann. Diese Maßnahmen machten im Jahr 2021 nur 10 % aller nichtoperativen Behandlungen aus und wurden im Jahr 2022 bereits bei fast 20 % der Behandlungen eingesetzt.

Welche ethischen und psychologischen Überlegungen sind für Frauen relevant, die Schönheitsoperationen in Erwägung ziehen, und wie kann man sicherstellen, dass sie gut informierte Entscheidungen treffen?

Es ist wichtig, dass Frauen, die eine Schönheitsoperation in Erwägung ziehen, sich sowohl der physischen als auch der psychischen Folgen bewusst sind. Es ist wichtig, dass sich die Patientinnen fragen, ob der Wunsch nach einem chirurgischen Eingriff auf einem persönlichen Bedürfnis nach Veränderung beruht oder durch sozialen Druck oder gesellschaftliche Normen beeinflusst wird. Die Entscheidung sollte in erster Linie für sich selbst getroffen werden und nicht, um Erwartungen von außen zu erfüllen. Eine ausführliche Beratung kann dazu beitragen, dass die Patientinnen aus den richtigen Gründen handeln und realistische Erwartungen haben. Dabei ist es wichtig, den individuell für die Patientin richtigen Behandler zu finden. Patientinnen, die eine solche Operation planen, sollten daher im Vorfeld immer mehrere Gespräche mit verschiedenen Plastischen Chirurgen führen, um den für sie richtigen Behandler zu finden. Auch vor der Operation sollten mehrere Gespräche mit dem Operateur stattfinden, um die körperlichen und psychischen Folgen zu besprechen. Es ist wichtig zu erkennen, dass die Operation körperliche Veränderungen mit sich bringt, aber nicht notwendigerweise die psychische Belastung verringert oder das Selbstwertgefühl steigert, wenn die Motivation für die Operation nicht aus den richtigen Gründen erfolgt. Darüber hinaus ist es wichtig, realistische Erwartungen zu haben, da zu hohe Erwartungen trotz erfolgreicher Operation zu Enttäuschungen führen können. Um all dies im Gespräch herauszufinden, ist es wichtig, sich an einen erfahrenen Plastischen Chirurgen zu wenden.

Welche Ratschläge würden Sie Frauen geben, die sich für Schönheitsoperationen interessieren, um sicherzustellen, dass sie realistische Erwartungen haben und sich auf die bestmögliche Weise auf den Eingriff vorbereiten?

Finden Sie den richtigen Arzt. Es ist wichtig zwischen einem „Schönheitschirurgen“ und einem „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“ zu unterscheiden. Der Hauptunterschied liegt in der Ausbildung und Qualifikation. „Schönheitschirurg“ ist ein nicht geschützter Titel, den theoretisch jeder Mediziner ab dem Tage des Abschluss des Studiums verwenden kann, auch ohne eine spezielle Ausbildung in plastischer Chirurgie. Seine Expertise kann sehr unterschiedlich sein. Im Gegensatz dazu ist der „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“ ein gesetzlich geschützter Titel, der eine umfangreiche und spezialisierte Weiterbildung nach dem Medizinstudium voraussetzt. Diese Ärzte durchlaufen eine mehrjährige intensive Ausbildung. Sie sind damit umfassend qualifiziert, sowohl funktionelle als auch ästhetische Operationen durchzuführen und müssen zum Nachweis ihrer Fachkompetenz strenge Prüfungen bestehen. 

Eine offene Kommunikation während des Beratungsgesprächs ist von großer Bedeutung: Patientinnen sollten ihre Erwartungen und Vorstellungen, ihre Krankengeschichte sowie alle Bedenken oder Fragen offenlegen, um sicherzustellen, dass sie alle Aspekte des Eingriffs vollständig verstehen. Nur so kann gemeinsam geklärt werden, ob die Vorstellungen und Erwartungen realistisch und umsetzbar sind. Lassen Sie sich Fotos und Ergebnisse von ähnlichen Situationen zeigen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, was möglich ist und was nicht. Eine gute Vorbereitung und ein gutes Verständnis des gesamten Prozesses, einschließlich der Nachsorge sind entscheidend für ein zufriedenstellendes Ergebnis. Berücksichtigen Sie, dass die Nachsorge genauso wichtig ist wie die Operation selbst. Auch hier ist es wichtig, den richtigen Plastischen Chirurgen an seiner Seite zu haben, der die Behandlung bis zum Schluss mit begleitet. Planen Sie nach der Operation Zeit zur Erholung ein. Stellen Sie sicher, dass Sie Unterstützung haben und befolgen Sie alle Anweisungen zur Nachsorge, um die besten Ergebnisse zu erzielen. 

Durch die gründliche Beachtung dieser Empfehlungen können Frauen, die eine Schönheitsoperation in Betracht ziehen, eine fundierte Entscheidung treffen, die zu einer zufriedenstellenden und positiven Erfahrung führt.

Herr Dr. Joneidi Jafari, vielen Dank für das Interview.

Interview teilen: 

Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp
No related posts found for the provided ACF field.

Zum Expertenprofil von Dr. med. Hamid Joneidi Jafari

Dr. med. Hamid Joneidi Jafari

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter diesem Link:

Weitere Interviews

die neusten BTK Videos