OP im Intimbereich – endlich wieder schmerzfrei?

Interview mit Dr. Andrea Wolff
Zweifel, Scham, Unsicherheit – jeder kennt diese Gefühle und sie sind nicht schön. Kaum vorzustellen also, wie manche Menschen diese Tag für Tag aufs Neue erleben. Die Gründe dafür liegen an ihrem Körper. Missbildungen, Fehlstellungen, erschlaffte Haut oder gar dem anderen Geschlecht gleichende Körperteile beschneiden die Freiheit und Lebensqualität vieler Frauen und Männer. Gerade, wenn es um die geschlechtsspezifischen Körperteile wie den Intimbereich geht, ist dies für die meisten psychisch belastend und teilweise sogar physisch schmerzhaft. Die heutige Medizin bietet für nahezu jedes Problem gewisse Lösungen. Dabei spielen Chirurgen, die ihre Patientinnen näher kennenlernen, oftmals auch Psychologen, beraten sie kompetent und befreien sie von ihrem Leidensweg. Wir sprechen mit Dr. Andrea Wolff, einer Fachärztin für plastische und ästhetische Chirurgie und Gründerin der Gemeinschaftspraxis Wolff/Edusei über ihre Erfahrungen zum Thema Operationen im Intimbereich.

Die Ästhetik ist wichtiger denn je geworden. Welche Eingriffe führen Sie am häufigsten durch?

Zu den häufigsten Eingriffen, die wir in unserer Praxisklinik durchführen, gehören intimchirurgische Eingriffe und Brustoperationen. Hierzu zählen Bruststraffungen und -verkleinerungen, Korrekturen von Asymmetrien, Mastektomien und Brustvergrößerungen, sowie Fettabsaugungen und Oberlidstraffungen.

Aus welchen Motiven lassen sich Ihre Patienten operieren, wie hoch ist der Leidensdruck?

Die Patienten, die sich bei uns vorstellen, haben in der Regel einen sehr hohen psychischen Leidensdruck. Allein die Vorstellung zur Erstberatung erfordert viel Mut. In der Regel haben sie sich schon lange mit dem Thema auseinandergesetzt und sind nun bereit, sich dem Problem zu stellen.

Bei Beratungen zum Thema Intimchirurgie/ Labienkorrektur berichten Patientinnen konkret von Beschwerden durch das Wundreiben, das schmerzhafte Einklemmen der kleinen Schamlippen in der Unterwäsche, Schmerzen beim Radfahren oder beim Geschlechtsverkehr oder vom Schamgefühl in der Umkleide beim Sport, in der Sauna oder im Schwimmbad. Sie fühlen sich in ihrer Haut unwohl und gehemmt.

Die Motive beim Themengebiet Brust sind vielfältig. Patientinnen, die sich für eine Brustverkleinerung interessieren, stehen Rückenschmerzen und eine Behinderung der Aktivitäten im Alltag im Vordergrund, das Einschneiden von BH-Trägern sowie der Wunsch nach einem harmonischeren Körperbild. Bei Bruststraffungen und Vergrößerungen spielen häufig eine vorausgegangene Gewichtsreduktion oder eine Schwangerschaft eine Rolle, welche zu einem Volumenmangel und einer Erschlaffung der Haut geführt haben. Männer, die sich mit einer Gynäkomastie in unserer Praxis vorstellen, stören sich an dem weiblichen Erscheinungsbild ihrer Brust. Bei Transgender Patienten ist der Leidendruck besonders groß und die nicht zum empfundenen Geschlecht passende Brust in der Regel das größte Stigma. Durch eine Operation kann man dem Ziel näherkommen, dass Körper und Empfinden wieder eins werden.

Eingriffe im Intimbereich sind ein hochsensibles Thema. Was sind die Gründe für Operationen im Intimbereich?

Bei stark vergrößerten inneren Schamlippen ist der Leidensdruck groß: In der Regel stören sich die Patientinnen schon Jahre daran und haben lange mit sich gehadert, ob sie daran aktiv etwas ändern möchten. Die Patientinnen berichten neben den mechanischen Beschwerden beim Sport, beim Reiten, dem Reiben in der engen Unterwäsche oder Shorts auch insbesondere von ihrem Schamgefühl. Sie schildern ihre Hemmungen in der Sauna, in der Umkleide oder Dusche im Schwimmbad.

Umso schöner ist es als Operateur zu sehen, wie befreit und glücklich die Patientinnen postoperativ sind.

Welche Risiken gehen mit Eingriffen im Intimbereich einher?

Die Risiken bei Eingriffen im Intimbereich sind überschaubar, wenn man die richtigen Techniken beherrscht und schonend operiert. An erster Stelle stehen Blutungskomplikationen mit der Bildung von Blutergüssen und dadurch bedingten möglichen Wundheilungsstörungen. In der Regel heilen diese jedoch in kurzer Zeit folgenlos ab. Entzündungen und andere Komplikationen sind sehr selten.

Wie viel Zeit sollte für die Operation und die folgende Genesung eingeplant werden?

Die Operation erfolgt in der Regel in örtlicher Betäubung und dauert ca. 1-2 Stunden. Der Eingriff wird ambulant durchgeführt. In den ersten Tagen sollte man sich schonen und viel liegen. Sitzen oder langes Stehen sollte man vermeiden, da dies zu Schmerzen führt. Die stärkste Schwellung tritt postoperativ auf und erreicht ihr Maximum nach 1-2 Tagen. Daher empfehlen wir, sich im Anschluss an die Operation eine Woche lang eine Auszeit zu gönnen. Nach Ablauf von einer Woche werden die resorbierbaren Fadenenden gekürzt. Weitere 5 Wochen sollte man von mechanischen Belastungen wie Fahrradfahren oder Geschlechtsverkehr absehen.

Welche sind die häufigsten Eingriffe, die Männer durchführen lassen?

Zwar sind es statistisch dreimal so viele Frauen wie Männer, die eine plastisch ästhetische Operation durchführen lassen, aber die Tendenz bei Männern steigt: Oberlidstraffungen, Fettabsaugungen, Bauchdeckenstraffungen und Korrekturen bei Gynäkomastie zählten im letzten Jahr in dieser Reihenfolge zu den häufigsten operativen Eingriffen, die Männer durchführen ließen.

Frau Dr. Wolff, vielen Dank für das Interview.

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