Bei einer Hypnosebehandlung versetzen Sie Ihren Patienten/ Ihre Patientin in einen bestimmten Zustand. Was genau ist das für ein Zustand?
Der Zustand, den wir Menschen bei einer Hypnose erwarten, gleicht ja oft einer Bewusstlosigkeit oder Kontrolllosigkeit. Tatsächlich ist es so, dass die hypnotische Trance ein sehr sicherer Zustand ist, der uns Menschen ermächtigt, unter Anleitung in der Therapie belastende Emotionen zu verarbeiten oder negative Erlebnisse, die uns bis heute begleiten, neu anzuschauen und die konditionierte Bedeutung dieser Erfahrung umzugestalten. Man kann Hypnose als eine sehr moderne Form der Kurzzeitpsychotherapie betrachten, die bei einer großen Vielzahl von sowohl psychischen als auch chronisch körperlichen Beschwerdebildern unterstützend helfen kann.
Die Hypnosetherapie unterscheidet sich stark von anderen Therapiemethoden. In welcher Situation empfehlen Sie eine Hypnosetherapie?
Die häufigsten Beschwerdebilder der Klienten, die ich in meiner Praxis mit Hypnosetherapie begleite, sind unter anderem Angsterkrankung, Panikattacken oder Depressionen. Eine Hypnosetherapie macht aber auch durchaus Sinn für Menschen, die bestimmte Alltagsgewohnheiten verändern wollen, so wie in der Raucherentwöhnung oder als Konzentrationstraining für Leistungssportler. Man könnte also sagen, eine Hypnosetherapie lässt sich sowohl als alleinige Psychotherapie hervorragend einsetzen als auch begleitend zu anderen Psychotherapieverfahren.
Jeder Patient/ Jede Patientin hat individuelle Bedürfnisse und Persönlichkeiten. Welche Rolle spielt das Vertrauensverhältnis zwischen Hypnosetherapeut und Patient/-in, um eine erfolgreiche Therapie zu erreichen?
Ein vertrauliches und gesundes Verhältnis zwischen Klient und Hypnosetherapeut ist in meinen Augen extrem wichtig. Es ist die wichtigste Grundlage, einen Erfolg oder Durchbruch in der Arbeit mit dem Unterbewusstsein und dem Klienten zu erwirken. Stimmt diese Basis nicht überein, kann der Behandlungsprozess sehr schwergängig werden oder durchaus auch unmöglich, weil der Klient vielleicht versucht, sich dann vor dem Therapeuten unbewusst zu schützen. Offenheit Lockerheit und Vertraulichkeit sind sehr wichtige Werte, die einen Hypnotiseur in der Therapie mit Hypnose mit einbringen kann und sollte, es macht alles sehr viel einfacher.
Wie verhindern Sie, dass der Patient/ die Patientin unter Hypnose unangenehme oder traumatische Erinnerungen wieder erlebt?
Das ist eine sehr schöne und wichtige Frage. Aus meinen vielen Jahren Therapieerfahrung mit Hypnose lässt sich mir immer noch nicht aufschließen, wieso wir Menschen der Annahme sind, wir würden in der Therapie hilflos oder überrumpelt von einem Trauma zurückgelassen werden. Die Erinnerungsarbeit, auch als Hypno-analyse bezeichnet, ist in der Therapie mit Klienten/Klientinnen überaus wichtig und stellt eine sehr wichtige Therapie-Säule dar. Wenn man sich als Klient/ Klientin in die Hände eines sehr gut ausgebildeten Hypnosetherapeuten begibt wird man keine Sorge haben müssen, dass etwas belastendes re- traumatisiert wird. Vielmehr wollen wir die Erinnerungen nutzen, um das Erlebte in einem neuen Rahmen für den Klienten lösbar und neutraler machen zu können.
Die Arbeit mit starken Emotionen erfordert hier natürlich aber auch von Anfang an in der Therapie-Vereinbarung die Aufklärung und die Sicherheit des Therapeuten gegenüber des Klienten, dass er in der Arbeit gut begleitet und gestützt ist. Wenn dann etwas unangenehm wird, ist nun mal so in der Psychotherapie, Punkt. Wenn ich mich mit mir selbst auseinandersetzen möchte, wird das nicht immer einfach sein, sondern ein Prozess, der Kraft Zeit und Geduld erfordert.
Nun ist nicht jeder von Anfang an mit einer Hypnosetherapie vertraut. Wie gehen Sie als Hypnosetherapeut mit Patienten/ Patientinnen um, die skeptisch gegenüber Hypnose sind oder negative Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht haben?
Es gibt sehr viele Menschen, die eine gesunde Skepsis gegenüber der Wirkung oder dem Funktionieren einer Hypnose haben. Meines Erachtens ist es sehr wichtig, fürsorglich und neugierig auf Klienten zuzugehen, die negative Erfahrungen gemacht haben. Sehr häufig kommt dabei raus, dass sie mit der Behandlung in einer anderen Praxis nicht zufrieden waren oder man sich zum Beispiel nicht genug Zeit genommen hat. Hieraus lässt sich auch oft ableiten, was für den Klienten besonders wichtig ist, diese Maßstäbe sind aber meines Erachtens für das Funktionieren einer Psychotherapie generell wichtig und lassen sich nicht allein auf die Behandlung mit Hypnose eingrenzen. Wenn ein Mensch eine schlechte Erfahrung mit etwas gemacht hat, dann möchte er vielleicht erst einmal sicherstellen, dass jemand sich seiner Erfahrung annimmt, zuhört und ihn darin stützt, einen zweiten Versuch zu wagen. Nun kann man natürlich nicht jedem helfen und manchmal ist auch trotz guter Vorbereitung nicht immer möglich, die Behandlung zu beginnen, wenn die Skepsis nicht ablegbar ist vom Klienten/ von der Klientin.
Was ist Ihrer Meinung nach das größte Missverständnis über die Hypnosetherapie und wie klären Sie dieses auf?
Ich glaube, bis heute kursieren sehr viele Missverständnisse über die Hypnosetherapie. Das größte Missverständnis in meinen Augen und in meiner Praxiserfahrung ist womöglich noch immer die Tatsache, das Bewusstsein zu verlieren oder Geheimnisse zu erzählen, die niemand wissen sollte. Auch diese Missverständnisse lassen sich sehr gut in einem professionellen Rahmen durch ein Vorgespräch klären.
Herr Dittel, vielen Dank für das Interview.