Von Lara Jagdmann, d.vinci HR-Systems GmbH
In Zeiten des digitalen Wandels hat die künstliche Intelligenz (KI) viele Bereiche des täglichen Lebens erobert – und macht auch vor dem Personalwesen nicht halt. Gerade im Recruiting, einem Prozess, der traditionell sehr zeitaufwendig ist, bietet KI vielfältige Möglichkeiten, Effizienz und Präzision zu steigern. Dieser Artikel beleuchtet, wie KI im Recruiting eingesetzt wird, welche Vorteile sich daraus ergeben, aber auch welche Risiken und Herausforderungen bestehen.
Was ist künstliche Intelligenz?
Künstliche Intelligenz, oft synonym mit „artifizieller Intelligenz“ (AI) verwendet, bezeichnet die Fähigkeit von Maschinen, menschenähnliche Entscheidungen zu treffen und Probleme zu lösen. Sie basiert auf Algorithmen, die auf Daten basierende Entscheidungen fällen, Muster erkennen und sich stetig verbessern. Im Kontext des Recruitings kann KI Aufgaben übernehmen, die bislang von Personalverantwortlichen durchgeführt wurden, wie etwa die Analyse von Bewerbungen oder die Interaktion mit potenziellen Kandidat:innen.
Warum KI und Recruiting gut zusammenpassen
Der Druck auf Unternehmen, qualifizierte Fachkräfte zu finden, steigt kontinuierlich. Gleichzeitig wachsen die Erwartungen an den Recruiting-Prozess: Schnelligkeit, Genauigkeit und eine positive Candidate Experience sind heute unerlässlich. Hier kann KI eine Schlüsselrolle spielen. In Bereichen, in denen menschliche Ressourcen an ihre Grenzen stoßen – sei es zeitlich, kognitiv oder hinsichtlich der Datenmenge – schafft KI Entlastung und bietet neue Möglichkeiten.
Ein Beispiel ist die Filterung von Bewerbungen. Anhand bestimmter Kriterien, wie Berufserfahrung oder Qualifikationen, kann KI automatisch eine Vorauswahl treffen und die relevantesten Bewerbungen priorisieren. Dies beschleunigt den Auswahlprozess erheblich und ermöglicht es, in kürzester Zeit passende Kandidat:innen zu identifizieren. Doch KI kann mehr als nur sortieren – sie kann auch langfristig den Erfolg der Rekrutierung steigern, indem sie Daten aus früheren Prozessen analysiert und Verbesserungspotenziale aufzeigt.
Einsatzmöglichkeiten von KI im Recruiting
Die Anwendung von KI im Recruiting ist vielfältig.
- Ein markantes Beispiel sind Chatbots, die auf Karrierewebseiten implementiert werden können. Diese Chatbots beantworten häufige Fragen von Bewerber:innen automatisch und entlasten damit das HR-Team.
- Ebenso kann KI im Assessment-Center genutzt werden, um Fähigkeiten und Kompetenzen von Kandidat:innen zu analysieren. Mithilfe von Algorithmen wird dabei ausgewertet, wie gut Bewerber:innen in Tests abschneiden und wie ihre Fähigkeiten zu den Anforderungen der Stelle passen.
- Ein weiterer wichtiger Anwendungsbereich ist die Analyse von Bewerbungen. KI kann hier die Qualität und Relevanz von Bewerbungen bewerten, indem sie z.B. Lebensläufe mit den Stellenausschreibungen abgleicht. Auch wenn diese Technologie schon weit entwickelt ist, sollte man immer noch eine manuelle Überprüfung vornehmen, um Fehler zu vermeiden und eine ausgewogene Entscheidung zu treffen.
Vorteile von KI im Recruiting
Einer der größten Vorteile von KI im Recruiting ist die Geschwindigkeit. Ein Mensch kann nur nacheinander arbeiten, während KI parallele Aufgaben in Echtzeit erledigen kann. Sie analysiert große Datenmengen schneller und effizienter als ein:e menschlicher Recruiter:in. Zudem kann sie rund um die Uhr arbeiten und ist nicht von Faktoren wie Zeit, Ort oder Sprache abhängig.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Objektivität. Während menschliche Entscheidungen oft durch unbewusste Vorurteile beeinflusst werden, bewertet KI ausschließlich auf der Basis von Daten und Fakten. Dadurch kann sie dazu beitragen, unfaire Auswahlprozesse zu minimieren und Vielfalt im Unternehmen zu fördern.
Risiken und Herausforderungen von KI im Recruiting
Trotz der vielen Vorteile birgt der Einsatz von KI im Recruiting auch Risiken. Ein häufiges Problem ist der Verlust von Individualität. KI arbeitet mit festgelegten Kriterien – das bedeutet, dass Kandidat:innen, die nicht perfekt in das vorgegebene Schema passen, möglicherweise übersehen werden. Gerade Quereinsteiger:innen, die nicht den klassischen Lebenslauf aufweisen, könnten durchs Raster fallen, obwohl sie vielleicht die ideale Besetzung für die Stelle wären.
Ein weiteres Risiko ist der Verlust der Menschlichkeit. Wenn ein Großteil des Bewerbungsprozesses automatisiert abläuft – von der ersten Kontaktaufnahme über die Bewerbungsauswertung bis hin zur Testanalyse – geht der persönliche Kontakt verloren. Das kann potenzielle Bewerber:innen abschrecken, da sie sich nicht als Individuen wahrgenommen fühlen.
Fazit
KI im Recruiting bietet viele Chancen, insbesondere in Bezug auf Effizienz, Objektivität und Schnelligkeit. Durch den Einsatz von KI können Recruiter:innen entlastet und der Auswahlprozess präziser gestaltet werden. Gleichzeitig darf man die Risiken nicht aus den Augen verlieren: Der menschliche Faktor und die Individualität sollten in keinem Recruiting-Prozess fehlen. Die Zukunft liegt in einem hybriden Ansatz, bei dem die Stärken der KI genutzt werden, während menschliche Empathie und Urteilsvermögen eine zentrale Rolle behalten.