In der heutigen, zunehmend komplexen Unternehmenslandschaft reicht es nicht mehr aus, Entscheidungen nur auf der Basis von Lebensläufen, Erfahrung, bloßen Fachkenntnissen oder dem Bauchgefühl zu treffen.
Insbesondere bei großen Unternehmen, die regelmäßig vor wichtigen Personal- und Vertragsverhandlungen stehen, spielen auch subtile Faktoren eine entscheidende Rolle.
Hier kommt das Wirtschaftsprofiling ins Spiel – eine Methode, die ursprünglich aus der Kriminologie stammt und in die Wirtschaft übertragen wurde und darauf abzielt, verborgene Eigenschaften, Potentiale, Verhaltensmuster und potenzielle Risiken einer Person oder eines Geschäftspartners zu erkennen und zu verstehen.
Dieser tiefere Einblick in den Menschen und seine Morphologie ist nicht nur bei der Personalauswahl von unschätzbarem Wert, sondern auch in Verhandlungssituationen.
In diesem Beitrag werden wir die Bedeutung des Wirtschaftsprofilings für Unternehmen beleuchten und aufzeigen, welche konkreten Vorteile es ihnen bietet.
Wirtschaftsprofiling: Was steckt dahinter?
Wirtschaftsprofiling, dass oft auch als „Verhaltensanalyse im wirtschaftlichen Kontext“ bezeichnet wird, basiert auf der systematischen Beobachtung und Analyse von Verhaltensmustern, Persönlichkeitsmerkmalen und der Humanmorphologie.
Dabei werden verschiedene Methoden und Werkzeuge eingesetzt, um ein umfassendes Bild von einer Person zu erhalten. Dazu zählen unter anderem die Analyse der Körpersprache, der sprachlichen Ausdrucksweise sowie nonverbale Kommunikationsmuster und die Humanmorphologie.
„Im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden der Personal- oder Geschäftspartnerbewertung, die sich hauptsächlich auf formelle Qualifikationen wie Unterlagen und Zertifikate stützen, betrachtet das Wirtschaftsprofiling nicht nur das Offensichtliche, sondern auch subtile nonverbale Signale und Gesichtszüge, um tiefere Einblicke in die Persönlichkeit und Fähigkeiten einer Person zu gewinnen.“
Wir stellen uns die Frage:
Wer ist die Person wirklich und welche tieferliegenden Eigenschaften, welche Motive und welcher Antrieb beeinflussen ihr Verhalten?
Ein Beispiel:
Ein Kandidat für eine Führungsposition könnte auf dem Papier alle Qualifikationen und Fähigkeiten mitbringen. Doch eine tiefere Analyse durch Wirtschaftsprofiling zeigt, dass er in stressigen Situationen dazu neigt, impulsiv oder übermäßig risikoscheu zu agieren, Schwierigkeiten hat Entscheidungen zu treffen und dadurch sein Team und das Unternehmen nicht entsprechend führen kann – ein potenzieller Risikofaktor für ein Unternehmen, das schnelle und klare Entscheidungen verlangt.
Einsatzbereiche des Wirtschaftsprofilings in der Personalauswahl:
In großen Unternehmen ist die Rekrutierung von Schlüsselpositionen ein strategischer Prozess.
Die Auswahl der falschen Führungskräfte kann erhebliche finanzielle und nicht finanzielle Auswirkungen auf ein Unternehmen haben.
Die Kosten von Fehlentscheidungen und Fehlbesetzungen:
Ein teurer Preis
Fehlbesetzungen und Fehlentscheidungen bei der Personalauswahl können für Unternehmen nicht nur frustrierend sein, sondern auch erhebliche finanzielle und organisatorische Schäden verursachen.
Diese Risiken werden oft unterschätzt, doch die Konsequenzen sprechen für sich.
Ein wichtiger Aspekt des Wirtschaftsprofilings ist die Fähigkeit, solche teuren Fehlbesetzungen bereits im Vorfeld zu vermeiden.
Laut einer Studie von Gallup können die Kosten einer Fehlbesetzung bis zu 150% des Jahresgehalts der betreffenden Position betragen, wenn man die direkten und indirekten Kosten einbezieht.
Diese umfassen nicht nur die Rekrutierungskosten, Abfindungen und verlorene Produktivität, sondern auch mögliche Reputationsschäden oder eine höhere Fluktuation.
Besonders in Führungspositionen sind die Konsequenzen verheerend:
Eine Untersuchung von Korn Ferry schätzt, dass die Kosten einer Fehlbesetzung in einer Spitzenposition auf bis zu 2,7 Millionen US-Dollar steigen können, wenn man die Auswirkungen auf das Gesamtunternehmen betrachtet.
Ein bekanntes Beispiel zeigt, wie Fehlentscheidungen im Management eines einst führenden Unternehmens in der analogen Fotografie letztlich zur Insolvenz führten.
Das Unternehmen hielt zu lange an traditionellen Geschäftsmodellen fest und versäumte, auf den Trend zur digitalen Fotografie zu reagieren. Diese strategischen Fehleinschätzungen- und Entscheidungen durch das Management führten zu erheblichen finanziellen Verlusten, einer massiven Schwächung der Marktposition und letzten Endes das Unternehmen in die Insolvenz.
Schutz vor Fehlentscheidungen durch Wirtschaftsprofiling
Wirtschaftsprofiling bietet Unternehmen genau hier eine unschätzbare Hilfe, indem es potenzielle Risiken frühzeitig identifiziert.
Es ermöglicht, Bewerber nicht nur auf ihre fachlichen Qualifikationen hin zu prüfen, sondern auch auf ihre Persönlichkeitsstruktur, ihre Denkweise und ihre Reaktionen in kritischen Situationen.
Dies führt zu fundierteren Entscheidungen und minimiert das Risiko, dass eine Person, die auf dem Papier gut aussieht, in der Realität den Anforderungen der Position nicht gewachsen ist.
Durch diesen präventiven Ansatz können Unternehmen langfristig nicht nur erhebliche Kosten sparen, sondern auch die Unternehmenskultur, die Motivation der Mitarbeiter:innen und damit den Fortbestand des Unternehmens sichern.
Fazit:
Wirtschaftsprofiling bietet Unternehmen weit mehr als nur einen oberflächlichen Blick auf die Qualifikationen und Fähigkeiten von Menschen.
Es ist ein strategisches Werkzeug, welches ihnen tiefere Einblicke in die Persönlichkeit und Motivation von Mitarbeitern, Führungskräften und Geschäftspartnern liefert und dadurch potenzielle Risiken minimiert.
In einer Zeit, in der wirtschaftliche Entscheidungen immer komplexer werden und Fehler schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen, ist Wirtschaftsprofiling ein unverzichtbares Instrument, das Unternehmen dabei unterstützt, fundierte und langfristig erfolgreiche Entscheidungen zu treffen.
Durch den Einsatz von Profiling können Unternehmen nicht nur ihre Effizienz und Produktivität steigern, sondern auch ihre Risiken minimieren und die Basis für nachhaltigen Erfolg legen.
Ihre Sabine Finkmann
Wirtschaftsprofilerin
www.equilibrium.management