Vermögensverwaltung: Eine Kunst für sich

Interview mit Mark-Uwe Falkenhain
Das Vermögen sicher und/oder gewinnbringend anzulegen ist eine Kunst für sich. Als Vermögender ist es meist schwieriger, sich mit allen Anlagemöglichkeiten intensiv auseinanderzusetzen und eine fundierte Entscheidung zu treffen, als jene, die es sich zu ihrer Aufgabe gemacht haben, Menschen beim Erhalt ihres Vermögens oder Vermögensaufbau mit ihrem Fachwissen zu unterstützen. Hierzu zählt sich beispielsweise Mark-Uwe Falkenhain. Der erfahrene Vermögensverwalter und Vorstand des Unternehmens GENEON Vermögensmanagement AG in Hamburg berichtet über seine Erfahrungen, Einschätzungen sowie Anlagestrategien.

Vermögensverwaltung gilt als ein eher konservatives Geschäft. Können Sie dem so zustimmen?

Bei einer Vermögensverwaltung geht es im Kern ja darum, dass der investierte Geldbetrag nach Inflation, Steuern und Kosten mindestens erhalten oder, besser mit einer akzeptablen Rendite, vermehrt werden soll. Die dabei tolerierten zwischenzeitlichen Wertschwankungen sind individuell dann sehr verschieden. Wenn dieser Grundgedanke mit dem Wort „konservativ“ gemeint ist, würde ich dem zustimmen. Demgegenüber stünde dann die Spekulation, bei der zwar ein deutlich höherer Ertrag möglich ist, aber eben auch der (Teil-)Verlust des eingesetzten Geldes.

Bieten Sie eigentlich auch Dienstleistungen abseits der klassischen Vermögensverwaltung an?

Bei der Vermögensverwaltung überträgt der Kunde ja formal das Mandat für einen Betrag direkt auf den Vermögensverwalter, der dann, ohne Rücksprache beim Kunden einzuholen, in einem vorher festgelegten Rahmen Wertpapiergeschäfte tätigen kann. Das ist effizient und bildet in weit überwiegendem Maße den Kern unseres Geschäftes ab. In Einzelfällen setzten wir auch Beratungsmandate um, bei denen der Berater vor jedem einzelnen Geschäft mit dem Kunden Rücksprache hält. Aufsichtsrechtlich ist dabei allerdings zu beachten, dass dann jeweils ein Beratungsprotokoll erstellt werden muss, welches der Kunde unterschreibt. Zusätzlich vergeht im Einzelfall auch viel Zeit, bis der Berater den Kunden überhaupt erreichen konnte. In der Summe führt der deutlich höhere Aufwand zu Mehrkosten beim Kunden und zu einer möglicherweise erheblichen Zeitverzögerung bei der Umsetzung der Transaktionen am Markt. Beides ist kontraproduktiv für die Erreichung der Kundenziele.

Daneben bieten wir auch Investmentfonds an, die der Kunde einfach bei seiner Hausbank oder online kaufen kann.

Wer genau sind Ihre Kunden?

Die zahlenmäßige Mehrheit unserer Kundschaft besteht aus Privatkunden unterschiedlicher Größe und mit sehr verschiedenen beruflichen und familiären Hintergründen. Dem verwalteten Volumen nach besteht eine ebenfalls erheblich Kundengruppe aus institutionellen Investoren wie z.B. Stiftungen oder Versorgungswerken.

Welche Besonderheiten bieten Sie Ihren Kunden an, um sich vom Wettbewerb abzuheben?

Zum einen suchen wir bei der Umsetzung der Kundenziele ausschließlich nachhaltige Finanzinstrumente aus – und das schon viele Jahre, bevor dies zum Anlagetrend in der breiten Masse wurde. Diese Erfahrung ist sehr wertvoll, um im Einzelfall „wirklich nachhaltige Investments“ von „Greenwashing“ unterscheiden zu können. Das dezidierte Know-How hierzu ist gegenwärtig selbst bei professionellen Teilnehmern noch nicht überall in ausreichendem Maße vorhanden. Dabei bilden wir die Struktur der Weltwirtschaft nach Sektoren und Regionen auf Basis von zusätzlichen ethisch – nachhaltigen Anlagerichtlinien ab. So meiden wir z.B. Investitionen in Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf dem Vertrieb oder der Förderung fossiler Brennstoffe basiert, um ein Beispiel zu nennen.

Wir lenken die Kapitalströme der von uns gemanagten Investitionen grundsätzlich bewusst in Unternehmen, die die Zielerreichung der UN Sustainable Development Goals (SDG) mit ihrem Geschäftsmodell mindesten nicht behindern, besser unterstützen.

Darüber hinaus hebt uns sicher unser Risikomanagement vom Gesamtmarkt ab. Selbst in unseren rein aktienorientierten Mandaten können wir die Aktienquote bis auf 0% senken. Das war z.B. zu Beginn der Pandemie oder auch beim Ausbruch des Ukraine-Krieges der Fall. Wir glauben, dies ist gut mit dem grundsätzlichen Gedanken des Werterhaltes des uns anvertrauten Vermögens vereinbar und führt zu geringeren Schwankungen der von uns gemanagten Anlagen.

Nach welchen Kriterien wird das Portfolio für den einzelnen Kunden erstellt?

Wie schon erwähnt besteht das Hauptziel einer Vermögensverwaltung ja darin, den investierten Betrag nach Abzug von Kosten, Steuern und Inflation mindestens zu erhalten, besser zu vermehren. Unterscheiden tun sich die einzelnen Kunden in der Höhe der Schwankungen, die zwischenzeitlich toleriert werden. Darauf muss natürlich die Zusammensetzung des Portfolios reagieren. Dass Aktien in ihren Kursen von Tag zu Tag schwanken, ist ja gemeinhin bekannt. Aber auch die als eher sicherer eingestuften Anlagen in festverzinsliche Wertpapiere unterliegen starken Schwankungen, die denen der Aktien häufig genug in nichts nachstehen. Die Anpassung der sogenannten Asset-Allokation, also der Zusammensetzung des Kundenportfolios, auf die individuelle Bereitschaft des Kunden Schwankungen zu tolerieren, wird dann im Kundengespräch festgelegt.

6. Das Ziel fast jeden Investors ist es, gute Renditen mit möglichst niedrigem Risiko zu erzielen. Wie gelingt es, Risiken für das Gesamtportfolio zu minimieren?

Ein wesentliches Instrument der Risikominimierung ist sicher die Streuung. Nicht alle Eier in einen Korb zu legen – das hat sicher jeder schon einmal irgendwo gehört. Entwickelt sich dann eine Anlage weniger gut als gedacht, ist die Auswirkung auf das Gesamtportfolio nur vergleichsweise gering. Wichtig ist auch, bei der Auswahl der einzelnen Investments auf die Korrelation, also die Wechselbeziehung untereinander, zu achten. Damit soll verhindert werden, dass sich immer alle Einzelinvestments in die gleiche Richtung bewegen. Über allem liegt dann bei uns noch unser Risikomanagement, das den Investitionsgrad festlegt und in extremen Marktsituationen auch ein komplettes Desinvestment zur Folge hat. Es gibt eben einfach Marktsituationen, da steht man lieber beobachtend an der Seitenlinie

Privatanleger vertrauen an der Börse meist ihrem Bauchgefühl. Wie kommen Sie als professioneller Vermögensverwalter zu Ihren Anlageentscheidungen?

Die Anpassung der Portfoliozusammensetzung an die Risikobereitschaft des Kunden haben wir ja bereits weiter oben besprochen. Bei der Auswahl der Einzelinvestment bedienen wir uns eines Anlageuniversums aus verschiedenen Vehikeln, die wir vorab bereits auf verschiedenen Kriterien wie z.B.  „Nachhaltigkeit“ oder „Risiko-Rendite-Kennzahlen“ geprüft haben. Die weltweite Gewichtung folgt in etwa der wirtschaftlichen Bedeutung der jeweiligen Region an der globalen Wirtschaft. Zusätzlich finden Kriterien wie Zinsentwicklung, Wirtschaftswachstum, Entwicklung der Unternehmensgewinne etc. ihren Eingang. Insgesamt also ein vielschichtiger und komplexer Prozess und damit eher das Gegenteil vom Bauchgefühl. Hinzu kommt, dass die Zusammensetzung mindestens wöchentlich, im Bedarfsfall aber auch deutlich öfter, im Rahmen der Anlageausschusssitzung  hinterfragt wird.

Herr Falkenhain, vielen Dank für das Interview.

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