Herr Mückenheim, entsteht durch die gestiegenen Zinsen bei Festgeldanlagen und Anleihen neue Konkurrenz für Immobilien-AIFs?
Es fällt mir schwer, hier einen direkten Vergleich zu ziehen. Alle drei Anlageformen sind für sich individuell und haben ihre Berechtigung. Aus Anlegersicht ist es sinnvoll, verschiedene Anlageformen miteinander zu kombinieren und damit die Diversifikation in einem Portfolio zu erhöhen. Ein klarer Pluspunkt eines AIFs mit Gewerbeimmobilien ist die Indexierung von Mietverträgen. Zudem profitieren Anleger bei einem Beteiligungsmodell nicht nur von regelmäßigen Auszahlungen, sondern auch vom Verkauf der Immobilie zum Ende einer Fondslaufzeit. Obendrein gibt es Konzepte wie 6b-Immobilienfonds, bei denen nicht allein die Auszahlungshöhe, sondern vielmehr auch der Steuereffekt entscheidend ist. Die hohe Nachfrage nach unserem 6b-Fonds „Immobilienwerte I Fulda“ unterstreicht das.
Fast die gesamte deutsche Wirtschaft leidet unter den noch immer zu hohen Energiekosten und der Inflation. Können sich Immobilien-Beteiligungen davon abkoppeln?
Das kommt auf die jeweilige Immobilienklasse an. Während Immobilien der Lebensmittel- und Nahversorgung trotz der aktuellen Lage weitestgehend krisenfest sind, ist bspw. der Kaufhaussektor sichtbar betroffen. Das zeigt, wie wichtig die Wahl der Immobilienklasse und des Anlageobjektes für die Produktstabilität sind. Ebenso wie die Fondskonzeption. Wir kalkulieren konservativ und achten darauf, dass Mietverträge durch Indexierungen abgesichert sind. So können unsere Anleger über die Laufzeit sogar von der Inflation profitieren. Um neben der Stabilität die Zukunftsfähigkeit unserer Investmentlösungen sicherzustellen, beziehen wir verstärkt ESG-Kriterien bei der Konzeption neuer Fonds mit ein. Ein wesentliches Ziel unserer Nachhaltigkeitsstrategie ist es, langfristig den Energieverbrauch der von uns gehaltenen Immobilien zu reduzieren.
Was plant Sie in diesem Jahr noch in puncto Neuemissionen?
Kurz vor dem Jahreswechsel haben wir zwei neue Publikumsprodukte auf den Markt gebracht – eine prospektierte Unternehmensanleihe und einen 6b-Immobilienfonds. Da wir weiterhin eine sehr große Nachfrage nach dieser speziellen Produktkategorie sehen, werden wir schon bald einen Nachfolgefonds für 6b-Investoren bringen. Zudem arbeiten wir an einem Folgeprodukt für den im vergangenen Jahr erfolgreich ausplatzierten Nahversorgungsfonds „Immobilienportfolio Deutschland I“ sowie an einer neuen Wertpapieremission. Insgesamt wollen wir rund 55 Mio. EUR in diesem Jahr platzieren.
Das ist eine ambitionierte Summe. Laufen die Geschäfte denn derart gut?
Ja, wir sind mit der Geschäftsentwicklung sehr zufrieden. Nachdem wir 2022 rund 27,7 Mio. € Eigenkapital einsammeln konnten, waren es allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres schon mehr als 23 Mio. €. Diesen positiven Verlauf im Geschäft mit Privatanlegern haben wir zum Anlass genommen, unsere Jahresprognose anzuheben. Ob es gelingt, diese vollständig zu erfüllen, hängt im Wesentlichen von den Einkaufsmärkten und den Finanzierungsbedingungen ab. Bei vielen Objekten ist das Kaufpreisniveau noch zu hoch, aber wir bekommen auch wieder Immobilien auf den Tisch, die für den Faktor 14 oder 15 feilgeboten werden. Daher bleiben wir optimistisch.