Negativer Schufa-Eintrag: Traum vom Eigenheim Ade?

Interview mit Heiko Hauser
Viele Menschen wünschen sich für die Zukunft ein Eigenheim, doch nur wenige können sich diesen Traum auch tatsächlich erfüllen. Manchmal scheitert es allein schon an der Bonität. In jungen Jahren begangene Fehler, welche zu einem negativen Schufa-Eintrag führten, müssen jedoch nicht zwangsläufig ein Ausschlusskriterium für eine Baufinanzierung sein. Wie genau die Kriterien bei Finanzinstituten aussehen und welche Möglichkeiten man trotz negativen Schufa-Eintrags hat, um doch noch ins ersehnte Eigenheim ziehen zu können, erklärt uns Heiko Hauser, Geschäftsführer von Plansecur und Experte in Sachen Baufinanzierung.

Rund 70% der 18- bis 40-Jährigen träumen laut aktuellen Umfragen von einem Eigenheim. Die tatsächliche Eigentumsquote liegt hingegen bei 46,5%. Warum gibt es eine so große Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit?

Für diese Diskrepanz gibt es vielfältige Gründe, von denen ich nur einige wenige aufzählen will, zumal viele davon gar nicht fachlicher Natur sind. Gerade bei jungen Menschen steht das Eigenheim zwar auf der Wunschliste, aber eben nicht ganz oben. Regelmäßige Urlaube, ein schickes Auto und andere Lifestyle-Aspekte stehen weiter vorne. Die Bereitschaft früherer Generationen, sich krumm zu legen, um ins eigene Haus einziehen zu können, ist heute viel geringer. Hinzu kommt, dass das klassische Familienmodell, bei dem ein Paar alles zusammenlegt und sich einig ist, sozusagen ein Nest für sich und die Kinder zu bauen, in vielen Fällen längst nicht mehr der Lebensrealität entspricht. Ebenso ist die gestiegene Mobilität der jungen Leute zu berücksichtigen. Wer noch gar nicht weiß, wohin es ihn einmal beruflich verschlagen wird bzw. wer für einen Ortswechsel aus beruflichen Gründen offen ist, hat völlig Recht, wenn er zögert, sich auf die Finanzierung eines Eigenheims einzulassen. Was man auch nicht übersehen darf: Die von Ihnen genannte Altersgruppe gehört zur Erbengeneration. Viele aus dieser Generation wissen, dass sie irgendwann einmal das elterliche Vermögen einschließlich Häuschen erben werden; warum also heute Verzicht üben, um ein eigenes Haus zu finanzieren? Angesichts all dieser Aspekte finde ich eine Eigentumsquote von über 45 Prozent im Grunde recht gut.

Welche Voraussetzungen verlangen Banken, um einen Immobilienkredit zu gewähren?

Vereinfacht gesagt müssen der Antragsteller und das Objekt solide sein. Beim Antragsteller spielen dabei vor allem drei Aspekte eine Rolle: das Einkommen, das Eigenkapital und eventuelle Sicherheiten. 10 bis 15 Prozent der Kaufsumme für die Immobilie sollte man als Eigenkapitel aufbieten können; manche Banken verlangen sogar 20 Prozent. Bei der Immobilie muss gewährleistet sein, dass sie den Kaufpreis tatsächlich wert ist. Für beide Aspekte gilt es, der Bank bzw. Sparkasse möglichst alle für eine Einschätzung relevanten Unterlagen von Anfang an zur Verfügung zu stellen.

Welche Kriterien spielen für die Zinshöhe eine Rolle?

Diese Kriterien sind schnell aufgezählt: der ermittelte Wert der Immobilien, die Bonität des Antragstellers, die Darlehensvariante und natürlich das allgemeine Zinsniveau. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, mindestens zwei Finanzierungsangebote einzuholen, um einen Vergleich zu haben. Übrigens sollte man sich dabei keineswegs von den Banken unter Druck setzen lassen. Auf Äußerungen wie „Diese Wochen können wir Ihnen noch X Prozent geben, doch nächste Woche wird sich die Kondition verschlechtern“ sollte man nicht allzu viel geben.

Ein negativer Schufa-Eintrag gilt als Ausschlusskriterium für eine Immobilienfinanzierung. Zu Recht?

Ein Schufa-Eintrag ist nicht per se ein Ausschlusskriterium, aber er erschwert die Sache zweifelsohne ganz erheblich. In diesem Zusammenhang kommt es darauf an, wie es zu dem negativen Eintrag kam, welche Summe damit verbunden war und wie man sich seitdem wirtschaftlich entwickelt hat.

Gibt es Möglichkeiten, eine Baufinanzierung trotz negativem Schufa-Eintrags zu erhalten? Wenn ja, welche?

Ja, das ist durchaus möglich und es gibt auch konkrete Beispiele dafür. Wie das im Einzelfall funktioniert, ist konkret mit der finanzierenden Bank oder Sparkasse zu besprechen. In diesem Zusammenhang ein gut gemeinter Rat: Man sollte das Schufa-Problem gleich beim allerersten Gespräch mit dem Finanzinstitut offen auf den Tisch legen, die Hintergründe plausibel erklären und vor allem nachweisen können, dass man ansonsten wirtschaftlich solide dasteht. Wenn man das nicht kann, sollte man in Erwägung ziehen, dass die Finanzierung eines Eigenheims möglicherweise keine so gute Idee ist. Schlimmer als eine Immobilienfinanzierung, die abgelehnt wird, ist nämlich eine, die zwar bewilligt wird, aber einige Jahre danach platzt. Es gilt die Faustregel, dass man mindestens ein Drittel seines verfügbaren Einkommens für das Wohnen reservieren sollte und eine Immobilie bis zum Renteneintritt abbezahlt sein soll. Wer die Rente der Schwiegermutter oder einen vermögenden Erbonkel in die Hausfinanzierung einkalkuliert – beides kommt häufiger vor, als man gemeinhin vermuten könnte –, der sollte es besser bleiben lassen.

Welche Voraussetzungen sollte man für eine Baufinanzierung trotz negativer Schufa mitbringen?

Am besten ist es, das Übel bei der Wurzel zu packen, sprich, auf eine Löschung des Schufa-Eintrags hinzuarbeiten. Hierzu muss man seine Schulden entweder vollständig bezahlt haben oder die Sache ist verjährt. In letzterem Fall muss man die Verjährung gegenüber dem Gläubiger erklären. Viele Schufa-Einträge basieren auf einem Fauxpas in jungen Jahren, hinter dem gar keine unbezahlbar großen Summen stecken, die also durchaus abtragbar sind, wenn man sich einer gewissen Finanzdisziplin befleißigt. Aber es ist klar, dass bei einem Schufa-Problem die anderen Faktoren, also Einkommen und Eigenkapital, besonders solide aussehen sollten. Auf jeden Fall ist es zu empfehlen, sich beim Thema Immobilienfinanzierung externen Rat einzuholen, und zwar nicht etwa nur bei der finanzierenden Bank, sondern vor allem bei einem externen Finanzberater, der einen neutralen Blick auf die Situation geben kann.

Herr Hauser, vielen Dank für das Interview.

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