Matthias Krapp: Die Verbraucherpreise werden steigen

Interview mit Matthias Krapp
Matthias Krapp ist Geschäftsführender Gesellschafter der ABATUS VermögensManagement GmbH & Co. KG. Im Interview beantwortet er Fragen zum Inflationsanstieg, Sachwerte sowie eine Hyperinflation.

Im Januar 2021 ist die Inflation von im Dezember 2020 noch 0,3% auf +1% gestiegen. Was hat es damit auf sich?

Matthias Krapp: Der Inflationsanstieg ist im Januar einerseits durch die MwSt. Anpassung nach der vorübergehenden MwSt.-Senkung erfolgt. Anderseits sind Nahrungsmittel wie Fleisch, Obst und Gemüse saisonal angestiegen, welches sich im Laufe des Jahres bisher wieder eingependelt hat.

Sachwerte, wie Gold oder Immobilien wurden stets als Inflationssicher angepriesen – behalten Sachwert-Fans unter den aktuellen Entwicklungen recht?

Matthias Krapp: Hier sollte man nicht pauschal mit Ja oder Nein antworten. Generell ist dies immer so gewesen und wird tendenziell sicher auch so bleiben. Man muss jedoch genauer hinsehen. Gold kann erheblich schwanken, langfristig ist es Inflationsschutz, kurzfristig aber auch sehr volatil. Immobilien haben bei entsprechender Lage und Zustand auch immer die Inflation ausgeglichen (oder mehr), aber auch hier muss man schauen wie ist die Lage, ändert sich evtl. etwas, wie hoch sind die Instandhaltungskosten, wie entwickelt sich die Region u.v.a. mehr

Finanz-Untergangspropheten warnen jetzt hinsichtlich einer „Hyperinflation“, wie in den 20er Jahren. Erwartet uns solch ein Szenario? 

Matthias Krapp: Ich sehe das nicht so. Einerseits ist die Frage was ist Hyperinflation, anderseits haben wir vollkommen andere Zeiten als in den 20 er Jahren. Auch muss man unterscheiden welche Inflation ist denn eigentlich gemeint? Die der Konsumpreise oder die Assetpreise, wie z.B. Immobilien oder Aktien? Woher sollte dies Szenario denn entstehen? Durchaus wie immer in Teilsegmenten, aber in einer globalisierten und weltweit vernetzten Wirtschaft? Preise steigen, wenn die Waren nicht vorhanden sind oder es zu massiven Nachfrageüberhang kommt. Zudem haben wir unabhängige Notenbanken und immer noch ungeahnte Möglichkeiten und Instrumente, dem entgegenzuwirken.

Wenn nach der Coronakrise ein neuer Konjunkturzyklus einsetzt, werden dann die Verbraucherpreise steigen?

Matthias Krapp: Sicherlich werden Verbraucherpreise steigen, nicht nur oder wegen Corona. Da gibt es vielfältige Faktoren, die dies beeinflussen. Sicherlich wird aber auch hier nach einer gewissen Zeit dieser Effekt wieder verflachen. Seit Jahren reden alle davon, wir haben aber eher deflationäre Tendenzen gesehen. Die Frage ist doch auch, welches Geld fließt wohin? Und wer ist wie davon betroffen

Sollte in Deutschland die Inflation auf 3% hochgehen, wie manche Volkswirte erwarten? Was bedeutet das für Investoren in Deutschland?

Matthias Krapp: Je nachdem ob man auf Bestandsinvestoren oder Investoren schaut, die noch künftig investieren wollen oder müssen. Der Markt und die Preise nehmen i.d.R. immer alles vorweg. D.h. wenn die Erwartungshaltung so ist, dann ist es auch schon größtenteils eingepreist. Investoren warten nicht, bis die Inflation bei 3% ist, sondern reagieren in der Erwartung darauf bereits jetzt und sofort. Zudem kommt es auf weitere Faktoren als nur auf den Inflationssatz an. Der Investitionshorizont, die individuelle Risikobereitschaft und Risikotragfähigkeit, als auch die Risikokapazität sind ebenfalls sehr wichtige Faktoren, die man bei Investments berücksichtigen muss.

Was ist, Ihrer Meinung nach, ein guter Schutz gegen Inflation?

Matthias Krapp: Generell sind Investitionen in reale Werte nominalen Investitionen vorzuziehen. Also Investitionen in Sachwerte wie Aktien (Unternehmen), Immobilien oder als Beimischung in Edelmetalle. Von Einzelaktien raten wir wegen der hohen Einzelrisiken generell ab, vor allem bei langfristigen Investitionen, da Prognosen und Timing langfristig in den seltensten Fällen funktionieren und häufig großen Schaden oder Minderrenditen anrichten. Hier gibt es Möglichkeiten trotz breiter Diversifikation die Renditen der Aktienmärkte zu nutzen. Wichtig ist es zudem weltweit zu streuen, um das Potential aller Märkte zu nutzen, also die Faktoren, die sich langfristig besonders rentieren. Zudem sollte stark auf die Kosten und auch auf das Thema Steuern geachtet werden, dies wird häufig außer Acht gelassen, langfristig ist dies wie auch der Zinseszins aber nicht zu unterschätzen. Pauschal lässt sich dies aber nicht beantworten, es kommt wirklich auf viele Faktoren an, wobei sowohl die Vermögensstruktur als auch die Anlagestrategie langfristig einen sehr wichtigen Einfluss haben.

Herr Krapp, vielen Dank für das Gespräch!

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