Corona hat für Kurzarbeit, eine schlechte Auftragslage und teils komplett geschlossene Branchenzweige gesorgt, zudem zahlt der Staat die Hilfen häufig zu spät. Glauben Sie diese Faktoren werden Auswirkungen auf die Spareinlagen der Deutschen haben?
Marcus Hülscher: Im ersten Schritt denken sicherlich viele Bürger daran, wie kann ich jetzt kurzfristig Geld einsparen? Der erste Gedanke ist immer „Ich stelle einfach meine Lebens- oder Rentenversicherung beitragsfrei.“ Diese Denkweise ist aber nicht Corona geschuldet, sondern kommt in vielen Fällen vor. Durch unsere ganzheitliche und strategische Finanzplanung können wir gemeinsam mit unseren Mandanten Lösungen finden, die eben nicht die wichtigen Spareinlagen betreffen. Gerade für Unternehmer und Familien ist es wichtig, einen genauen Finanzplan zu haben, damit man seine Notreserven wieder aufbauen kann.
Können Sie in Ihrem Beratungsalltag feststellen, dass Menschen häufiger Altersvorsorge- bzw. Investmentprodukte kündigen, weil sie möglicherweise Liquidität benötigen?
Marcus Hülscher: Nein, das kann ich nicht bestätigen. Es waren zwar einige in Kurzarbeit, die Zahl derer, die jedoch ein Produkt auf Grund CORONA gekündigt haben, gab es in unserem großen Kundenstamm nicht.
In der ersten Welle (Frühjahr 2020) kam es zu vereinzelten temporären Beitragsfreistellungen für bis zu 6 Monaten. Dies war jedoch eher der Angst geschuldet, dass die betroffenen Arbeitnehmer nicht wussten, wie sie mit der Kurzarbeit und dem geringeren Gehalt klarkommen, bzw. ob es für alle Fixkosten reichen wird. Im Nachhinein hat der Großteil diese Produkte beitragspflichtig fortgeführt, auch trotz weiterhin anhaltender Kurzarbeit.
Dies ist immer eine Fall-zu-Fall Entscheidung. Es gibt sehr gute Altverträge die durch die Steuerfreiheit, bei Abschluss vor 2005, eine gute Performance hinlegen und zusätzlich noch einen hohen Garantiezins haben. Es ist elementar wichtig, dass man Altverträge genau analysiert in Bezug auf Anlageform, Garantieverzinsung, Steuerfreiheit und Kosten.
Welche Alternativen gibt es um an Barmittel zu gelangen, z.B. die Verpfändung von Verträgen?
Marcus Hülscher: Abhängig von der Art des Vertrages kann man sicherlich auch VOR einer Verpfändung mit der Gesellschaft kommunizieren, was es für Alternativen zur Verpfändung gibt. Oftmals bieten Gesellschaften aus den entsprechenden Verträgen auch Auszahlungen an. Alternativ gibt es noch weitere Möglichkeiten:
– Gegenüberstellung Ablaufleistung der LV mit Geldanlage. (Falls ratsam kündigen und Gelder, die nicht benötigt werden, im Markt anlegen)
– Policendarlehen
– Verkauf auf Zweitmarkt
Verträge von Bank- und Versicherungsprodukten sind kompliziert. Was können Versicherungsnehmer und Investoren tun, um einen Überblick zu erhalten und wo erhalten Sie den richtigen Ansprechpartner?
Marcus Hülscher: Wichtig ist, dass man sich die Meinung eines unabhängigen Beraters hinzuzieht, wie z.B. von unserem Unternehmen der FIDELIS Finanzberatung. Wir führen vorab zusammen mit dem Mandanten eine Bestandsaufnahme durch und analysieren diese im Nachgang ganz genau. Hierzu geben wir einen optimalen Vermögensüberblick und erstellen anhand dessen ein individuelles Finanzkonzept, welchen dem Kunden den IST-Zustand aufzeigt. Daraus resultierend entstehen unabhängige Empfehlungen, Optimierungsmöglichkeiten oder auch Bestätigungen des bisherigen Produkts, wenn dies dem Bedarf des Kunden entspricht! Wir begleiten unsere Mandanten auf dem Weg zur persönlichen Zielerreichung!
Lebensversicherungen, Aktien oder fondsgebundene Rentenversicherungen: die Liste an Angeboten ist lang. Wie schätzen Sie Lage nach Corona für den privaten Altersvorsorge Markt ein? Werden weniger Menschen oder mehr Menschen privat vorsorgen und vor allem wie?
Marcus Hülscher: Tatsächlich vermute ich, dass die Corona-Krise den Deutschen sensibilisiert hat und er sich mehr Gedanken als früher macht. Dies kann ich besonders gut auf die deutlich höhere BU-Nachfrage zurückführen. Die Menschen merken durch das Kurzarbeitergeld, wie wichtig das Gehalt ist, auch im Falle der Krankheit oder im Rentenalter. Einen Rückgang an Angebotsanfragen im Hinblick auf die Altersvorsorge kann ich nicht verzeichnen. Eher im Gegenteil.
Sicherlich werden im Rahmen der Altersvorsorge mehr Menschen vorsorgen. Sei es in Aktien, betriebliche Altersvorsorge, staatlich geförderte Produkte oder Immobilien. Aber auch in der Rücklagenbildung. Das „wie“ wird aber sicherlich unter anderem vom Berater abhängig sein. Hier insbesondere, ob der Kunde „rundum“ beraten wird oder eben bei einem Vertreter. Dies bitte nicht wertend verstehen. Jeder macht eben das, wo er auch Möglichkeiten und Produkte für hat. Daher ist meine Empfehlung ganz klar, dass man sich einen unabhängigen Berater an seine Seite holt.