Janusch Rühmkorff: Altersvorsorgepflicht für Selbständige ist sinnvoll

Interview mit Janusch Rühmkorff
Janusch Rühmkorff ist selbständiger Finanzberater von Finanzberatung Rühmkorff in Frankfurt am Main. Mit ihm sprechen wir über Altersvorsorgepflicht für Selbständige, Unterschied von Beiträgen sowie Bedeutung für Solo-Selbständige.

Die Idee der Altersvorsorgepflicht für Selbständige ist nicht neu. Was halten Sie davon?

Janusch Rühmkorff: Die Altersvorsorgepflicht für Selbständige halte ich für sinnvoll. Vor allem dann, wenn wir über eine kapitalgedeckte und eigenverantwortliche Anlageentscheidung für den Selbstständigen sprechen. Mein Wunsch für die Selbstständigen wäre es, die Sicherheiten wie in der ersten Altersvorsorgeschicht mit der Möglichkeit, je nach Restlaufzeit auf die Beitragsgarantie verzichten zu können.

Selbständige bezahlen deutlich höhere Beiträge an die Kranken- und Pflegeversicherung als Arbeitnehmer mit vergleichbarem Einkommen. Woran liegt das?

Janusch Rühmkorff: Der Beitrag des klassischen Angestellten teilt sich hälftig der Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Durch den fehlenden Arbeitgeber ist die monatliche Belastung augenscheinlich höher. Die Möglichkeit, sich in der Selbständigkeit frühzeitig mit einer privaten Krankenvollversicherung beschäftigen zu können, schafft eine tolle Alternative. Hier wird der Beitrag zur Krankenversicherung nicht mehr an das Einkommen gekoppelt, sondern an die versicherten Leistungen. Der Wechsel sollte immer aufgrund der besseren Krankenversorgung in Betracht gezogen werden. Gerade am Anfang der Selbständigkeit ist es nicht für jeden sinnvoll, aber sich die Möglichkeit für einen Wechsel über eine Anwartschaft zu sichern, wäre hier mein Tipp. Damit sichern Sie sich einen Vorvertrag, indem Ihr Gesundheitszustand erfasst wird, später können Sie diesen aufbohren ohne erneute Gesundheitsprüfung und eine vollwertige Krankenversorgung genießen.

Wenn die Altersvorsorgepflicht auch auf Selbständige ausgeweitet wird: Was bedeutet das für Solo-Selbstständige?

Janusch Rühmkorff: Langfristige Sicherheit im Ruhestand. Ich sehe viele Solo-Selbstständige, die dieses wichtige Thema Jahre vor sich herschieben, bis dann eine würdige Vorsorge fürs Alter kaum mehr finanzierbar ist. Wer früh anfängt (ggf. muss), erlebt Selbstbestimmtheit für seinen Lebensabend. Der Planungsaufwand und die Möglichkeiten der Steueroptimierung sind jedoch enorm. Hier empfiehlt es sich, sich mit einem Profi zusammenzusetzten.

Wie soll die Altersvorsorgepflicht ausgestaltet, wie vorgesorgt werden?

Janusch Rühmkorff: Die Altersvorsorgepflicht sollte kapitalgedeckt und mit vielen Freiheiten in der Anlagestrategie ausgestaltet werden. Mein Wunsch bleibt es hier, die Beitragsgarantie je nach Restlaufzeit so gering wie möglich zu halten. Wer gerade in die Selbständigkeit startet, sollte wie bei der gesetzlichen Rentenversicherung die Möglichkeit haben, sich drei Jahre von der Altersvorsorgepflicht zu befreien. Andernfalls habe ich die Befürchtung, dass die eh sehr geringen Gründerzahlen deutlich nachgeben werden.

Was wären die Alternativen dazu? Ein gemeinsamer Rententopf für Angestellte und Selbständige?

Janusch Rühmkorff: Bevor wir darüber sprechen, dass Selbständige zwingend in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen müssen und so keine kapitalgedeckte Altersvorsorge aufbauen können, möchte ich aufzeigen, dass jegliche Kammerberufe wie: Beamte/innen, Ärzte/innen, Apotheker/innen, Steuerberater/innen, Wirtschaftsprüfer/innen, Notar/innen, Rechtsanwalt/innen, Architekt/innen usw. Ihre eigenen Vorsorgewerke haben. Wenn wir es schaffen, alle in Deutschland lebenden und arbeitenden Bürger in das System der deutschen Rentenversicherung zu integrieren, dann bin ich dafür. Andernfalls würden wir dem Selbständigen viele attraktive Möglichkeiten nehmen und auch gesellschaftlich nicht weiterkommen.

Herr Rühmkorff, vielen Dank für das Gespräch!

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Janusch Rühmkorff

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