Die gesetzliche Rente ist nicht sicher, um im Alter sorgenfrei zu leben. Gut für denjenigen, der etwas angespart hat. Wie viel sollte es Ihrer Meinung nach bis 65+ sein?
Daniel Wenzel: Natürlich gibt es hierauf keine Antwort in Form eines exakten Betrages, der bis zum Rentenalter zur Verfügung stehen muss. Dafür sind wir Menschen und unsere Bedürfnisse und Umstände individuell. In meiner Beratung gehe ich daher immer so vor, dass ich zunächst mit meinem Mandanten gemeinsam versuche, seinen konkreten Rentenbedarf zu ermitteln. Also wieviel möchte er später tatsächlich jeden Monat zur Verfügung haben. Der Betrag sollte so gewählt sein, dass er damit ein komfortables Leben führen kann. Altersvorsorge soll ja Spaß machen, oder? Entscheidend ist dann, wie wir diesen Rentenwunsch hochrechnen. Das heißt, wir müssen insbesondere die folgenden drei Faktoren mitberücksichtigen: Steuern in der Rentenphase, Abzug von Beiträgen zur Krankenversicherung /-kasse und die Berücksichtigung von verschiedenen Inflationsannahmen. Das Ziel ist immer, die Rentenlücke zu schließen und dazu ausreichend Kapital aufzubauen.
Was ist Ihre Meinung zu Aktien?
Daniel Wenzel: Ich bin ein großer Freund von Aktien sowie Aktien ETFs und -fonds. Warum? Weil ich mich als Anleger mit Aktien an einer Firma beteilige, und zwar direkt und ohne ineffiziente Umwege. Und Firmen haben nun mal eine Gewinnerzielungsabsicht. Und an diesen Gewinnen kann ich mich beteiligen. Im Vergleich zu verzinslichen Anlagen, also Anleihen, Festgeldern, Bausparverträgen oder ähnlichem beteilige ich mich über die Aktie an Produktivkapital. Die Risiken kann ich gut streuen, indem ich zum einen auf die richtigen Branchen setze und zum anderen breit diversifiziere, über ETFs und gemanagte Fonds
Welche Anlageklasse würden Sie Menschen empfehlen, die ins Berufsleben einsteigen?
Daniel Wenzel: Jungen Menschen rate ich zu aktienbasierten Produkten wie ETFs und zu vermieteten Immobilien. Diese zwei Assetklassen haben auf mittlere bis lange Sicht immer eine Outperformance gegenüber anderen Anlagen erzielt. Und insbesondere in Zeiten von Nullzins und horrender Staatsverschuldung sind sie, so ungern ich den Ausdruck verwende, alternativlos. Wichtig ist aber, nicht blind in irgendwelche Anlagen zu investieren, sondern auf die richtigen Pferde zu setzen. Bei Immobilien ist aus meiner Sicht das Segment „bezahlbares Wohnen“ klar zu bevorzugen gegenüber Investitionen in gehypte und mittlerweile extrem teure Standorte in Metropolen. Und bei Aktien sollten junge Menschen nicht nur auf Zukunftsthemen setzen, sondern auch „langweilige“ Unternehmen mit einbeziehen, also etwa Versorger und Produzenten des täglichen Bedarfs. Hier sind die Kurszuwächse vielleicht nicht so atemberaubend wie bei Aktien von Technologie Unternehmen, aber Dividenden von 5 oder mehr Prozent pro Jahr sind ja auch nicht zu verachten.
An welchen Werten messen Sie sich und Ihr Unternehmen?
Daniel Wenzel: Mir ist wichtig, dass meine Mandanten nach meiner Beratung finanziell deutlich besser dastehen als vorher. Ich berate meine Mandanten so, wie ich auch selbst beraten werden möchte. Daher sind mir Werte wie Unabhängigkeit, Ehrlichkeit und Individualität sehr wichtig.
Unabhängigkeit sehe ich mittlerweile sogar als Grundvoraussetzung an, um in meinem Beruf deutliche finanzielle Vorteile für den Mandanten zu generieren. Unabhängigkeit bezieht sich aber nicht nur auf die Auswahl an Produkten, sondern auch darauf, ALLE finanziellen Aspekte des Mandanten mit einzubeziehen. Beispielsweise geht es bei der Geldanlage nicht nur darum, welche Anlageklassen sinnvoll sind, sondern wichtig ist auch, wie der Mandant zum Beispiel gegen existenzielle Risiken wie Berufsunfähigkeit abgesichert ist. Denn auch ein großes Depot, wird schnell klein, wenn plötzlich das Geld zum täglichen Leben fehlt.
Wenn ich nicht ehrlich und nach bestem Gewissen berate, schade ich nicht nur meinem Mandanten, sondern auch mir. Ehrlichkeit in der Arbeit mit Menschen zahlt sich immer aus.
Individualität ist mir schon immer sehr wichtig gewesen. Nur weil alle dasselbe machen, heißt das ja nicht, dass es richtig ist. Das sieht man übrigens besonders gut an der Börse. Schon als Kind hatte der Satz „Wir machen das so, weil wir das schon immer so gemacht haben“ bei mir für Unverständnis gesorgt. Nur wenn ich individuell oder besser gesagt einzigartige Wege gehe, erziele ich auch einzigartige Ergebnisse, für meine Mandanten, aber natürlich auch für mich und mein Unternehmen.
Glauben Sie, dass sich Insolvenzen in Ihrer Branche coronabedingt häufen werden?
Daniel Wenzel: Davon bin ich überzeugt. Corona war ein „schwarzer Schwan“, also ein Ereignis, das so selten und unwahrscheinlich ist, dass es niemand auf dem Schirm hatte. Kollegen, die sich selbst jetzt noch weigern, zum Beispiel online zu beraten, werden es jetzt und in der Zukunft verdammt schwer haben. Ich habe zum Glück schon vor einigen Jahren auf Onlineberatung gesetzt, nicht ausschließlich, aber als festen Bestandteil in meiner täglichen Beratungspraxis. Auch deshalb konnte ich zum Glück bisher keinen wirtschaftlichen Einbruch bemerken.
Wie haben Sie die Pandemie erlebt?
Daniel Wenzel: Corona und der Lockdown Anfang des Jahres haben mich zu Beginn ziemlich geschockt. Aber ich bin nicht in Schockstarre geblieben, sondern habe sehr schnell begriffen: „DU musst jetzt für Deine Mandanten da sein, weiterhin ihr erster Ansprechpartner beim Thema Finanzen sein.“
Viele meiner Mandanten waren verunsichert, es gab auch den einen oder anderen, der seine finanziellen Engagements erstmal auf Eis gelegt hat. Aber das waren nur Einzelfälle. Auf der anderen Seite hatte ich noch nie so viele Depoteröffnungen wie zurzeit. Ich glaube, die Menschen haben durch Corona sehr hart vor Augen geführt bekommen, dass Krisen jederzeit eintreffen können. Umso wichtiger ist es daher, dass die eigenen Finanzen gut geplant werden.