Edelsteine sind beliebt für die Verwendung als Schmuck. Eigenen sich die teuren Steine auch als Kapitalanlage?
Elisabeth Reichl: Das hängt von den individuellen Anlagemotiven ab. Kurz- oder mittelfristige Zugewinne sollte man sich von Edelsteinen ganz sicher nicht erwarten, auch wenn es in Ausnahmefällen dazu kommen kann. Als Teil einer Strategie zur Vermögenssicherung, beispielsweise bei einem Kollaps des Geldsystems, haben Edelsteine – wie viele andere Sachwerte auch – ihre Berechtigung. Zu bedenken ist natürlich, dass es sich hier um Szenarien größter Unsicherheit handelt, gegen die man sich hier absichern will. Was Edelsteine attraktiv macht: Sie sind Naturprodukte mit begrenztem Vorkommen, sind zweifelsfrei objektiv zertifizierbar und konzentrieren großen Wert auf engstem Raum.
„Diamonds are the girls best friends“. Gilt das auch für Investoren?
Elisabeth Reichl: Bei entsprechendem Anlagehorizont und als Beimischung im Rahmen einer diversifizierten Geldanlage: Warum nicht?
Welche Edelsteine sind neben Diamanten stark nachgefragt?
Elisabeth Reichl: Vor allem die klassischen Edelsteine Rubin, Saphir, Smaragd, aber auch Edelsteine wie Tansanite oder ganz besondere Aquamarine.
Die Preisbewertung von Edelsteinen ist deutlich komplexer als bei Edelmetallen wie Gold und Silber. Was sind die wichtigsten Kriterien für den Preis von Edelsteinen?
Elisabeth Reichl: Der Preis ist grundsätzlich umso höher, je hochwertiger und seltener ein Edelstein ist. Enorm wichtig ist, diese Attribute durch Zertifikate renommierter Institute schwarz auf weiß objektiviert zu bekommen. Im Bereich der Diamanten haben sich Kombinationen von Qualitäten und Größen herauskristallisiert, die quasi als „Goldstandard“ gelten – allen voran lupenreine Halb-, Ein- oder Zweikaräter bester Qualität. Allerdings ist es bei Edelsteinen extrem wichtig, entweder selbst Fachwissen mitzubringen oder bei einem 100% seriösen Händler zu kaufen: Die Qualität bei Diamanten wird etwa durch zirka 20 Parameter bestimmt. Wenn hier nur einer der Parameter nicht optimal ist, wird aus dem vermeintlichen Schnäppchen schnell ein betrüblicher Reinfall. Je mehr man von den genannten Standardqualitäten abweichen will, umso sicherer sollte man sich seiner Sache sein.
Was sind die Vorteile von Edelsteinen gegenüber anderen Investitionsgütern, zum Beispiel Edelmetalle?
Elisabeth Reichl: Diamanten sind so klein, dass theoretisch dreistellige Millionenwerte in eine Jackentasche passen. Dafür brauchen Sie bei Gold einen LKW und bei Silber einen Güterzug. Für das Anlegen privater physischer Depots oder den Transport bietet das natürlich spannende Perspektiven. Historisch wurde der Besitz von Edelsteinen – anders als der von Immobilien oder Gold – noch nie besteuert. Die Bargeldgrenze im Einkauf ist höher. Man kann also bis 10.000 Euro anonym kaufen. Alles in allem übt das eine gewisse Faszination aus, die einzigartig ist. Obendrein darf man auch nicht vergessen, dass kostbare Edelsteine einfach wunderschön anzusehen und damit sogar als Schmuck tragbar sind.
Worauf sollte man bei Investitionen in Edelsteine zwingend achten, um beim Verkauf keine „böse Überraschung“ zu erleben?
Elisabeth Reichl: Zuallererst sollte man nur bei Händlern kaufen, von denen man praktisch ausschließen kann, dass sie – und sei es nur „ein ganz klein wenig“ – tricksen. Allzu oft werden Edelsteine verkauft, die in einzelnen Kriterien nicht optimal sind: Seien es Diamanten mit leichter Fluoreszenz, Steine mit nur „sehr gutem“ statt „exzellentem“ Schliff, Edelsteine mit „Hauszertifikat“, etc. Die Liste ist leider endlos und auch ganz große Namen sind davon nicht ausgenommen.
Außerdem muss man wissen, dass die Handelsspanne bei Edelsteinen deutlich höher ist als beispielsweise bei Gold. Es stehen hier wesentlich komplexere Beschaffungs- und Verkaufsprozesse dahinter, und das spiegelt sich im Preis. Zu beachten ist zusätzlich, dass auf Edelsteine Mehrwertsteuer erhoben wird. Dies wirkt sich natürlich negativ auf den Wiederverkauf aus. Dieser wird eher erfolgreich sein, je länger man wartet – oder aber je mehr sich die Welt und unser Finanzsystem bis dahin verändert haben.
Der Edelsteinmarkt galt als sehr intransparent. Hat sich die Situation in den letzten Jahren verbessert?
Elisabeth Reichl: Durchaus. RENÉSIM war 2010 der erste Anbieter im deutschen Sprachraum, der kostbare Edelsteine im großen Stil online angeboten hat. Unsere Diamantendatenbank findet mit intelligentem Algorithmus täglich die besten Diamanten der Welt und gibt Preis- und Währungsschwankungen direkt weiter. Bei den Zertifikaten und Diamantenqualitäten machen wir keine Kompromisse, und durch unser zeitgemäßes Marketing anstelle pompöser Luxustempel sind unsere Preise realistisch. Das ist schon eine wesentliche Verbesserung und ärgert einige unsere Kolleginnen und Kollegen in den teuren Fußgängerzonen seit mittlerweile zehn Jahren.
Welche Kriterien sollte ein seriöser Edelsteinhändler zwingend erfüllen?
Elisabeth Reichl: Er sollte ausschließlich zertifizierte Qualität verkaufen und alle Kunden gnadenlos ehrlich, transparent und auf der Basis von Fachwissen anstelle von Marketing Gerede beraten. Insbesondere für Kunden, die nicht nur aus ästhetischen Gesichtspunkten, sondern auch aus Überlegungen des Werterhalts kaufen, müssen Edelsteine ausschließlich Top-Merkmale aufweisen. Im Idealfall verifiziert man die Qualität des Händlers sowohl durch eigenen Eindruck als auch mit Hilfe der Bewertungen und Empfehlungen anderer.
Frau Reichl, vielen Dank für das Gespräch.
Dicsclaimer: Dieses Interview stellt keine Anlageberatung dar und die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Die Informationen sollen lediglich die selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern. Die hier enthaltenen Informationen können die auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen.