„Investieren Sie nur in Produkte, die Sie wirklich verstehen“ – Marko Mähner (GranValora)

Interview mit Marko Mähner
Marko Mähner ist Gründer und Geschäftsführer der GranValora. Neben dem Handel mit Edelmetallen ermöglicht das Unternehmen auch Privatinvestoren die mehrwertsteuerfreie Investition in alle Weißmetalle, Seltene Erden, Technologiemetalle und Diamanten. Im Interview spricht der Sachwertprofi über „Wahre Werte“, Risiken beim Edelmetallkauf sowie die Vor- und Nachteile von Goldsparplänen.

Die Börsen fielen im Zuge der Corona-Pandemie zeitweise auf einen historischen Tiefstand. Welche Auswirkungen hatte das auf den Goldmarkt?

Marko Mähner: Als Ende Februar die Aktienkurse massiv einbrachen, passierte genau das, was man bei Aktiencrashs immer wieder erlebt: Alle Assetklassen, die schnell und einfach liquidiert werden können, werden verkauft. Ob dafür tatsächlich Aktienbesitzer verantwortlich sind, die durch kreditfinanzierte Aktien nachschusspflichtig geworden sind, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Der Corona bedingte Ausfall der Förderung, die Schließung von Raffinerien und der Zusammenbruch der Logistik führten zu Lieferengpässen und teilweise auch erhöhten Aufschlägen. Doch sowohl die Lieferengpässe als auch Aufschläge haben sich bereits weitestgehend normalisiert. Der Crash und Covid-19 haben einmal mehr gezeigt, wie fragil unser Finanzsystem ist. Das Gute daran: Immer mehr Anlegern wird die Bedeutung von Gold als sicherer Hafen bewusst.

Der Goldpreis kratzte in den letzten Monaten am Rekordhoch. Lohnt sich bei diesen Preisen der Kauf von Gold überhaupt noch?

Marko Mähner: Das hängt von dem Ziel ab, das mit der Investition verfolgt wird. Für kurzfristige Spekulationen ist kein Rohstoff in physischer Form geeignet, auch Gold nicht. Wer jedoch die Schwankungen in seinem Aktiendepot reduzieren möchte, für den ist Gold sicherlich auch auf dem aktuellen Preisniveau interessant. Alternativ kommen natürlich auch andere Rohstoffe in Frage, deren Beruhigungswirkung durchaus noch größer ist und die nicht gerade an ihren Höchstständen notieren. Das Gleiche gilt auch für Anleger, die ihr Vermögen vor dem Verlust der Kaufkraft oder kommenden Währungsrisiken schützen möchten.

Wer beim Gold sichergehen möchte, dass er nicht zu Höchstkursen einsteigt, dem empfehle ich in unserem Blog zu stöbern. In dem Beitrag „Wann Gold kaufen? Über das perfekte Timing“ beschreibe ich drei Methoden für den Einstieg mit größeren Summen.

Konjunkturprogramme erhöhen derzeit die Liquidität am Markt. Welche Preisentwicklung erwarten Sie für Gold?

Marko Mähner: Gold macht seit Jahrtausenden nichts anderes, als die Kaufkraft zuverlässig zu speichern. Wie zuverlässig, belegen die Berechnungen des Wirtschaftswissenschaftlers Stephen Harmston: Vor ca. 2.600 Jahren bekam man für eine Unze Gold 350 Laibe Brot. Und gleichgültig, wann man in der Folge Brot kaufen wollte und egal wie die Währungen zu diesem Zeitpunkt gerade geheißen haben – für eine Unze Gold bekam man stets mindestens 350 Brote. Kurzer Check: Der aktuelle Goldpreis liegt bei etwa 1.550 € pro Unze. Wenn man dafür 350 Brote kaufen soll, darf ein Brot etwa 4,42 Euro kosten. Passt!

Die unglaublich hohen Summen der Konjunkturprogramme werden zwangsläufig zu einem Verlust der Kaufkraft bei sämtlichen Geldwerten führen. Gold wird jedoch weiterhin genau das machen, was es seit Jahrtausenden macht, es speichert die Kaufkraft. Folglich wird der Preis des Goldes in Euro, US-Dollar oder jeder anderen Währung mit höchster Wahrscheinlichkeit steigen, allerdings niemals gradlinig, sondern immer unter Schwankungen. 

Welche Edelmetallinvestments sind für Privatanleger geeignet?

Marko Mähner: Grundsätzlich haben Privatanleger drei Möglichkeiten, um an den zukünftigen Wertentwicklungen der Edelmetalle zu partizipieren: durch Minenaktien, Derivate oder durch den Kauf physischer Ware. Meine Empfehlung, die sich auch in vielen anderen Bereiche bestens bewährt hat: Investieren Sie nur in Produkte, die Sie wirklich verstehen. Wenn Sie weder Lust noch Zeit haben, sich mit der Bewertung von Minengesellschaften auseinanderzusetzen, oder wenn der 30-seitige Derivate-Prospekt eher Fragen aufwirft, als Klarheit zu bringen, dann zeigt sich, wie einfach physische Ware ist: Sie kaufen eine Münze oder einen Goldbarren – und fertig. 

Was sind die Vor- und Nachteile von Goldsparplänen im Vergleich zum Direktkauf von Gold?

Marko Mähner: Bevor man einen Vergleich zwischen einem Direktkauf und einem Goldsparplan anstellt, muss man entscheiden, welche Art von Goldsparplänen man denn vergleichen möchte. Es gibt Sparpläne mit und ohne Bruchteilseigentum. Da ich ausschließlich Goldsparpläne mit Bruchteilseigentum empfehlen würde, unterstelle ich einen solchen bei meinen Antworten.

Alle „Wahren Werte“, wozu auch die Edelmetalle gehören, setzen sich aus zwei Bestandteilen zusammen: Dem Materialwert und den Aufschlägen. In den Aufschlägen, auch Aufgeld genannt, sind sämtliche Kosten zusammengefasst, die mit der Herstellung und dem Vertrieb verbunden sind. Was als tatsächlicher Wert zählt, ist aber lediglich der Materialwert. Um in die Gewinnzone zu kommen, ist es also sinnvoll, auf niedrige Aufgelder zu achten. Nur: je kleiner die Münzen oder Barren, desto höher sind die Aufschläge. Bei kleinen Goldmünzen sind 30 Prozent durchaus üblich, bei Münzen aus Silber, Platin oder Palladium gelten sogar Aufschläge von bis zu 40 Prozent als angemessen. Bevor solch eine Investition in den Gewinn kommt, müssen die Preise schon kräftig steigen. Noch länger dauert es, wenn man auch die Versandkosten berücksichtigt. Bei einem 100 Grammbarren liegt das Aufgeld lediglich im Bereich von etwa 2 bis 3 Prozent.

Es ist also wesentlich wirtschaftlicher in 100 Grammbarren zu investieren. Nur: die kosten aktuell etwa 5.100 Euro. Und genau an dieser Stelle machen sich die Vorteile von guten Sparplänen bemerkbar. Selbst kleinste Sparraten werden in Barren mit geringen Aufschlägen investiert. Und bei Sparplänen mit Bruchteilseigentum wird nicht gespart, bis der Barren komplett gekauft werden kann, sondern jeder einzelne Cent wird sofort investiert. So ist auch gewährleistet, dass die Goldpreise in der Zwischenzeit nicht schneller steigen, als das angesparte Kapital.

Worauf sollte man der Auswahl eines Anbieters von Goldsparplänen achten?

Marko Mähner: An erster Stelle sollte ohne Frage die Seriosität stehen. Doch unmittelbar danach gilt es, die passende Vertragsgestaltung zu wählen. Sollen Partner einzelne Verträge abschließen, oder einen gemeinsamen Vertrag besparen? Soll der Vertrag für ein Kind als „Vertrag für Minderjährige“ oder doch besser als ein „Vertrag für einen Dritten“ geführt werden? Um die Konsequenzen besser abschätzen zu können, sollte für diesen Punkt durchaus eine kompetente Beratung in Anspruch genommen werden.

In der Praxis erlebe ich täglich, was im Leben alles anders laufen kann, als ursprünglich geplant. Deswegen muss ein Sparplan unbedingt so flexibel wie möglich sein. Dass feste Laufzeiten vereinbart werden, ist ohnehin der größte Unsinn. Aber auch jede andere Stellschraube sollte jederzeit und ohne zusätzliche Kosten geändert werden können. Und je mehr Rohstoffe zur Auswahl stehen, umso breiter können auch kleine Sparraten diversifiziert werden.

Sparer, die später eine Auslieferung in Betracht ziehen, sollten darauf achten, dass die Lagerung in Deutschland erfolgt. Und wer neben Gold auch die Chancen nutzen möchte, die Silber, Platin, Diamanten, Seltene Erden oder Technologiemetalle bieten, sollte unbedingt einen Anbieter wählen, der die Ware in einem vom deutschen Zoll anerkannten Zollager verwahrt. Dadurch spart der Anleger die komplette Mehrwertsteuer, bekommt also wesentlich mehr Metall für sein Geld. Oder andersherum ausgedrückt: Alle Wertsteigerungen kommen direkt dem Anleger zugute und dienen nicht erst dem Ausgleich der Mehrwertsteuer.

Goldskandale wie die BWF Stiftung und PIM Gold haben viele Verbraucher verunsichert. Woran lassen sich schwarze Schafe erkennen? 

Marko Mähner: Mit gesundem Menschenverstand kann man das eine oder andere schwarze Schaf bestimmt schon erkennen: Wenn etwas zu gut erscheint, dann ist es das auch meistens. Wer Erträge für etwas verspricht, was keine Erträge erwirtschaftet, betreibt ein Geschäft oder ist ein Betrüger.

Wer nicht nach schwarzen Schafen, sondern nach seriösen Edelmetallhändlern sucht, könnte auf die Mitgliedschaft im Berufsverband des Deutschen Münzenfachhandels schauen. Die dort gelisteten Händler bürgen unter anderem für die Echtheit der Metalle.

Ich weiß, das ist nicht jedermanns Sache, trotzdem empfehle ich einen Blick in das Kleingedruckte zu werfen. Dort sollte, auch ohne Jurastudium, ganz klar erkennbar sein, dass der Anleger der uneingeschränkte Eigentümer der Ware ist. Und dass diese nicht verliehen, sicherungsübereignet, verpfändet oder beliehen werden darf – jegliche Verfügung muss eindeutig ausgeschlossen sein. Doch Papier ist geduldig und was, wenn sich der Anbieter nicht an die AGB hält? Da hilft nur eins: Regelmäßige Kontrollen durch unabhängige Dritte, wie zum Beispiel externen Wirtschaftsprüfern.

Herr Mähner, vielen Dank für das Gespräch.

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Marko Mähner

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