Gerade in unsicheren Zeiten investieren Anleger gerne in physische Edelmetalle, insbesondere Gold. Welche sinnvollen Möglichkeiten gibt es, um in Edelmetalle zu investieren?
Dr. Mathias Kruse: Während der Corona-Krise sind auch Kleinanleger in Gold als physisches Anlagegut eingestiegen. Verbraucherzentralen und Vermögensbildungs-Experten empfehlen jedoch, nicht mehr als 5-10% des verfügbaren Vermögens in Edelmetalle zu investieren.
Neben dem physischen Besitz von Goldbarren oder Goldmünzen gibt es auch Gold-Zertifikate, die am Kapitalmarkt über Banken gehandelt werden können, z.B. Xetra- oder Euwax-Gold. Diese Papiere werden mit ähnlichen Aufschlägen gehandelt wie Aktien. Sie ermöglichen die Partizipation an dem Rohstoff Gold. Die Auslieferungsgebühren sind jedoch so hoch, dass sich eher der direkte Kauf von physischem Gold als Münze oder Barren lohnt.
Goldgedeckte Index-Fonds, sogenannte ETFs bieten ebenfalls eine Anlagemöglichkeit. Diese, vor allem in den USA ausgegebenen Papiere treiben über hohe Materialmengen die Kurse an. Solche Papiere werden insbesondere von institutionellen Anlegern wie Fonds verwendet, um Kapitalmengen von anderen Anlageformen umzuschichten. Sie bestimmen inzwischen in hohem Maße die Kursentwicklung. Wer also eine Kapitalanlage sucht, die außerhalb der immateriellen Welt der Geldinstitute funktioniert, der kommt um den tatsächlichen Besitz von Goldbarren oder Goldmünzen nicht herum. Bei einer Investition in Edelmetalle besitzt das Gold gegenüber anderen Metallen wie Silber, Platin, Palladium die Vorteile, dass es als Anlagemetall in Münz- oder Barrenform steuerfrei gekauft werden kann. Auch weist es geringere Spekulationsrisiken als die Industriemetalle auf. Für Privatpersonen ist es im Verkaufsfall einfacher zu handhaben, da es von jedem qualifizierten Händler kursgerecht gekauft wird. 1. Gold ist eine Investition, die nicht Null werden kann. Obwohl auch der Goldpreis schwankt, hat sich über längere Zeiträume die darin gespeicherte Kaufkraft gehalten oder erhöht. Gold hat einen inneren Wert, der seit Jahrhunderten, sogar Jahrtausenden seine Stabilität bewiesen hat. Gerade in Zeiten mit Minuszinsen, einer fortschreitenden Geldmengenausweitung aufgrund von Krisen durch Corona, Klimawandel und einer Vergemeinschaftung von Staatsschulden innerhalb der EU bietet Gold einen sicheren Hafen. Gold für die Geldanlage hat 2 steuerliche Vorteile:
Der Kauf ist steuerfrei. Gold als Anlagemetall ist von der Mehrwertsteuer befreit. Sie kaufen das Edelmetall zum Netto-Verkaufskurs, der nur geringe Kosten für Herstellung, Lagerung, Versicherung und ggfs. Prägung als Händlermarge beinhaltet. Vom deutschen Staat wird seit den 50er Jahren anerkannt, dass Gold eine Vorsorge-Funktion als Kapitalanlage hat – so wie andere Staaten es auch sehen. Der Goldkurs und seine Entwicklung sind transparent und deshalb auch für ungeübte Laien sehr gut verfolgbar. Er verhält sich ähnlich wie der für Aktien, Fondsanteile oder andere Anlageformen. Jedoch ohne das sogenannte Emittenten-Risiko – die Firma, die eine Aktie ausgibt, könnte insolvent werden, der Fond schlecht geführt und aufgelöst werden – das ist bei Gold nicht möglich.
Der Verkauf ist steuerfrei. Beim Verkauf sparen Sie erneut Steuern. Für Aktien, Fondsanteile, ETFs werden beim Verkauf über Ihre Bank oder Ihren Broker die Abgeltungssteuer auf den Anteil des Gewinns abgezogen. Auch Riester-Renten oder auszuzahlende Lebensversicherungen und Rentenversicherungen werden besteuert – mit Ihrem Einkommenssteuersatz. Das macht das Ansparen für ein Plus zur gesetzlichen Rente sehr schwierig. Beim Gold ist es hingegen wieder sehr einfach: Bereits nach einer kurzen Spekulationsfrist von 1 Jahr ist der Verkauf von Gold ein sogenanntes Privates Veräußerungsgeschäft. Es wird keine Steuer auf den Verkaufserlös berechnet. Das Anlagemetall Gold bietet als Chance oder Risiko lediglich die Kursentwicklung.
Gold sollte vom Privatinvestor nicht für sehr kurzfristige Spekulationen gekauft werden, sondern wiederholte Käufe über mittlere und längere Zeiträume bringen den Erfolg.
Man zahlt weder Versicherungsgebühren noch Provisionen wie bei Lebensversicherungen, noch Kapitalertragssteuer, die sonst für alle anderen Anlageklassen erhoben wird. Es ist auch nicht möglich, angespartes Gold zu besteuern, so wie bei Riester oder Lebensversicherungs-Ausschüttungen nachträglich während der Rentenzeit. Denn Sie können Ihr angespartes Gold jederzeit nach freiem Wunsch verkaufen – es handelt sich nach einem Jahr um eine private Veräußerung aus dem vorhandenen Vermögen, die nach dem BGB einkommenssteuerrechtlich nicht berücksichtigt wird. Diese für die Geldanlage einmaligen Vorteile stellt unser Staat zur Verfügung, weil in Deutschland gern in Gold speziell zur Kapitalbesicherung investiert wird. Durch die zunehmende Umkehrung der Alterspyramide wird auch sichtbar, dass die künftigen Renten alles andere als sicher sind. Gold spielt dadurch auch eine Rolle bei der immer wichtiger werdenden Eigenvorsorge zur Vermeidung von Altersarmut.
Goldsparpläne
Goldsparpläne automatisieren den regelmäßigen Kauf von Gold zur Vermögensbildung. Man findet mehrere Anbieter von Sparplänen. Hier müssen die Bedingungen, zu denen man regelmäßig Gold anspart, genau gelesen werden, denn es gibt Verträge, bei denen man nicht zu jeder Zeit an sein angespartes Gold herankommt, weil man nur einen Miteigentumsanteil an einem großen Stück erwirbt, das jedoch nicht aufgeteilt werden kann, solange es nicht fertig angespart ist. Auch die mit einem Sparplan verbundenen Gebühren sollten genau angeschaut werden. Gibt es Verwahrentgelte und wie hoch sind diese. Ebenso der Kaufpreis für ein Gramm Gold muss genau verglichen werden. Gibt es Ausliefergebühren, wenn man sein Gold haben möchte und wie hoch sind sie.
Ein Goldsparplan ist kundenfreundlich, wenn er:
• Mit einem nachweislich gut beleumundeten Unternehmen vereinbart wird
• Im Vertragswerk einfach und übersichtlich gefasst ist
• Der Sparplan jederzeit pausierbar ist
• Der Sparplan jederzeit beendbar ist
• Die angesparte Menge jederzeit lieferbar oder verkaufbar ist
• Nicht nur einen Miteigentumsanteil an einem vergemeinschafteten großen Goldbestand verwaltet
• Jeder monatliche Goldkauf den Goldbestand des Kunden physisch um das gekaufte Gewicht vergrößert.
Wie groß ist der Markt für physisches Gold?
Dr. Mathias Kruse: Der Markt für physisches Gold ist riesig, wie bereits die Grafik von 2016 zeigt. Schmuck 1891 to, Münzen&Barren 1058 to, Zentralbanken 257 to, Elektronik 254 to, Andere Industrien 70 to, Dental 30 to. Viele Kunden intensivierten ihr Engagement in Goldbarren oder Münzen während der Corona-Krise ganz erheblich.: Ca. 83 Tonnen Gold wurden im 1. Halbjahr 2020 allein in Deutschland gehandelt. (Quelle World Gold Council). Das waren bereits 120% mehr als im Vorjahr. Auch das laufende Jahr 2021 lässt bereits wieder eine starke Nachfrage erkennen.
Welche Stückelungen sind für Anleger interessant und wieso? Welche Vorteile haben kleine bzw. große Stückelungen?
Dr. Mathias Kruse: In welche Stückgrößen man investiert, ist von den finanziellen Möglichkeiten des Sparers, und der später geplanten Nutzung als Rentenzuschlag abhängig. Verfügbar sind alle Größen an Goldbarren von Grammbruchteilen bis zu Stücken mit mehreren Kg an Goldgewicht. Zwischengewichte oder kleinere Gewichte als Teile einer Unze lassen sich als Anlagemünzen erwerben. Man muss beim Kauf von Anlagegolden jedoch bedenken, dass die Produktion jedes Barrens und jeder Münze Fertigungskosten, Zertifizierungskosten Verpackungskosten und Handlingkosten beinhaltet. Da diese Kosten bei jedem Stück anfallen ist klar, dass sie spürbar werden, wenn man besonders viele kleine Stücke erwirbt. Es ist daher ökonomischer in nicht zu kleinen Stücken anzulegen. Besonders Münzen zeigen oft größere Aufschläge als Barren. Ein Verkauf von Münzen kann für Privatkunden auch schwieriger sein, wenn er diese Stücke nicht vollkommen unbeschadet und originalverpackt verwahrt, da ein Rückkauf durch Händler abschlagsfrei nur dann erfolgt. Dies ist beim Handel von Barren unproblematischer. Aus heutiger Sicht scheinen Stückgrößen von 1 Unze (31,1g), 50 Gramm und 100 Gramm besonders ökonomische Größen zu sein. Sie haben nur geringe Produktionskosten und werden unproblematisch von Gold- und Silberscheideanstalten Deutschlands oder von qualifizierten Edelmetallhändlern zurückgekauft und sofort in Bargeld umgewechselt. Wer Gold als Anlageasset wählt, sollte dies als mittleres bis längerfristiges Investment tun. Durch seine steuerliche Besonderheit ist es als Rentenbestandteil zur künftigen Vorsorge ganz besonders geeignet.
In der Vergangenheit haben mehrere unseriöse Goldanbieter für Schlagzeilen gesorgt. Mit welchen Methoden wurden die Kunden betrogen?
Dr. Mathias Kruse: Es sind immer wieder dieselben unlauteren Tricks, auf die ungeübte Privatkunden hereinfallen und dadurch zu Opfern krimineller Händler werden.
Neukunden-Angebote
Was verlockend klingt und bei margenstarken Waren auch möglich ist, ist beim Goldkauf nicht möglich. Der Börsenkurs lässt sich in einem 2.Browserfenster dauerhaft anzeigen und Preis- Vergleiche liefern völlige Transparenz. Die Margen im Goldverkauf sind sehr gering und geben Rabatte nicht her. Die Preisunterschiede seriöser Anbieter schwanken oft nur im Centbereich.
Neukunden-Rabatte: Sie sind nahezu immer oberfaul. „Ab dem Kaufpreis von mindestens 3000 Euro soll der Neukunde angeblich z.B. 10% Rabatt erhalten“. Diese Marge hat ein seriöser Edelmetall-Händler nicht zur Verfügung. Goldstücke wie Münzen und Medaillen sind mit geringen Margen belegt, um Herstellung, Lagerung, Transport und Versicherung abzudecken. Übliche Margen für den Händler bewegen sich unter 5%. Mit größter Wahrscheinlichkeit wird solche Ware trotz Bezahlung nicht geliefert werden.
Händler-Identitätsdiebstähle: Seriöse Onlineshops werden durch Kopien nachgebaut, ähnlich wie Phishing-Webseiten für Banken. Über gekaufte Google Adwords werden Kunden auf diese Seiten geschleust, die bei vermeintlich bekannten und renommierten Händlern Goldbarren oder -münzen bestellen und bezahlen. Auch gefakte Testsiegel und Kundenbewertungen zur Zerstreuung erster Verdachtsmomente auf solchen-Webseiten sind üblich.
Vorkassebetrug kommt ebenfalls vor, da die zum Geld analogen Anlagemetalle bei Versandbestellungen vom Kunden per Vorkasse bezahlt werden müssen. Unternehmen die keine feste, nachprüfbare und möglichst seit längerem bestehende Geschäftsadresse mit direkter körperlicher Abholung und direkter Barzahlung der Waren, sondern ausschließlich den Versand anbieten, sollten äußerst kritisch betrachtet werden. Hier droht Ungemach.
Vorkasse-Zahlungen sind daher nur mit bestbeleumundeten Unternehmen des Edelmetallbereichs gefahrlos abzuwickeln. Sicherheit bieten alle Mitglieder der Fachvereinigung Edelmetalle. https://edelmetalle.org
Auch EC-Karten-Zahlungen sind bei den geringen Margen nicht möglich. Ebensowenig PayPal (wo Gold ohnehin ausgeschlossen ist) oder Kreditkartenzahlungen aufgrund der Bankkosten und Rückbuchungsmöglichkeiten.
Schneeballsysteme sind Betrugssysteme bei denen Gold anfangs in kleinen Stückelungen verkauft wird, mit dem Versprechen dieses zu „verzinsen“ oder mit garantierten, höheren Preisen zurückzukaufen. Oft wird nur den besonders hartnäckigen Kunden anfangs noch Gold geliefert oder ein Teil der versprochenen Kursgewinne ausgezahlt. Die Mehrheit der Anleger solcher Goldverkaufsmaschen geht leer aus. Immer wieder haben die Staatsanwaltschaften hohe finanzielle Gesamtschäden aus solchen Vertriebsmodellen, die mit gesonderter Tresor-Lagerung von großen, gemeinschaftlich angeschafften Goldbeständen werben und dann kein Gold in der versprochenen Menge gekauft haben. Stattdessen wurden die Kundengelder für die Kosten an Werbung, Vertriebsmitarbeiter und die Lebenshaltung der Geschäftsführer verwendet. Der Vertrieb ist ähnlich organisiert wie für Lebensversicherungen oder andere Kapitalanlagen. Das sollte jeden Investitionswilligen auch hellhörig werden lassen. Ein Rohstoff, der an den internationalen Börsen gehandelt wird, kann keine kalkulierten garantierten Gewinne oder Verzinsungen erbringen. Ausschließlich die nicht vorhersehbare Kursentwicklung bestimmt den Gewinn oder Verlust.
Amazon, Ebay und Ebay-Kleinanzeigen, Fälschungen
Die großen Marktplätze bieten anonymen Händlern mannigfaltige Möglichkeiten. Firmen-Fotos bekannter Unternehmen werden für die Bewerbung von Fake-Angeboten auf diesen Marktplätzen verwendet. Hier wird oft gefälschte Ware aus China angeboten.
Kopplungsgeschäfte beim Goldankauf: Pelze oder alte Teppiche Sie sind speziell auf ältere Mitbürger ausgerichtet und mit dem Ankauf von alten Pelzen oder Teppichen verbunden. Für die Übernahme dieser häufig unverkäuflichen Dinge wird dann ein besonders schlechter Goldankaufspreis gezahlt. Kunden wird suggeriert, dass die Mühe, diese Dinge aufzuarbeiten und zu verkaufen, kaum durch den hohen Ankaufspreis gedeckt werden könne und dass ein Ankauf von Pelzen und Teppichen zwar vorgenommen wird, aber dafür auch Goldschmuck verkauft werden müsse. Ohne angekauften Goldschmuck würden Teppiche und Pelze gar nicht angekauft. Tatsächlich erhalten die Kund:innen nur sehr schlechte Goldankaufspreise, die sie nicht selbst aufdecken können, wenn sie uninformiert in die Ankaufsgespräche gehen. Bei Hausbesuchen oder Ankaufs-Veranstaltungen in Hotels, Boutiquen oder Restaurants wird häufig psychologischer Druck aufgebaut, sodass auch bei dem Verdacht, dass der Preis nicht in Ordnung sein könnte, doch ein Teil des Goldschmucks verkauft wird. Man hatte für den Besuch schon so viel Arbeit mit Hin- und Herschleppen, Auswahl und verbrachter Zeit. Hinterher ist der Ärger groß, die zu billig verkauften Stücke lassen sich meist nicht zurück fordern. Der Goldankäufer ist schon weiter gezogen. Gerade mit dieser Masche wird über „Goldankaufstage“ in Wochenblättern die ältere Bevölkerung gezielt angeworben und meist mit sehr niedrigen Goldpreisen für ihre Preziosen abgespeist. Selbst informierte, selbstbewusste Kund:innen lassen sich, wenn schon keinen Goldschmuck, so doch wertvolles Zahngold, das sie selbst preislich nicht einordnen können, abhandeln, weil das Koppelungsgeschäft sonst nicht zustande kommen würde.
Wie lassen sich seriöse und unseriöse Goldanbieter identifizieren?
Dr. Mathias Kruse: Nur bei gut beleumundeten Händlern kaufen oder verkaufen, die über längere Zeit bekannte Geschäftsadressen haben. Gold als Barren oder Münze muss nach der Onlineshop-Bestellung immer die ABHOLOPTION bieten, dann kann auch die Ware geprüft werden. Onlineshop- Bestellungen, die außergewöhnlich günstig erscheinen, müssen einen Haken haben und die Schnäppchen-Suche sollte bei Edelmetallen deshalb unbedingt unterbleiben. Kein seriöser Händler muss Gold unter den geltenden Weltmarktpreisen verkaufen, weil Gold immer einen Abnehmer findet. Deshalb ist ein Betrug sehr wahrscheinlich, auch wenn die Betrugsmasche zunächst nicht offensichtlich ist. Deshalb Vorsicht walten lassen und nur bei renommierten Betrieben oder direkt bei den Herstellern kaufen.
Was können Anleger tun, die zum Betrugsopfer wurden?
Dr. Mathias Kruse: Bei Betrug erstattet man am besten immer eine Anzeige bei der Polizei. Es werden dort gleichartige Betrugsmethoden gesammelt und ermittelt. Meist ist das Geld leider weg, weil viele Betrugsmethoden durch ausländische, organisierte Banden durchgeführt werden. Geld aus Überweisungen wird schnell weiter geschleust.