„Diamanten sind das Geschäft der Nuancen“ – Dr. Ulrich Freiesleben (DIAMONDAS)

Interview mit Dr. Ulrich Freiesleben
Dr. Ulrich Freiesleben ist Diamantenexperte und seit mehr als 35 Jahren im Edelsteinhandel aktiv. Mit seinem Unternehmen DIAMONDAS ist er seit 1989 als Diamantenhändler aktiv und sitzt an der weltgrößten Diamantenbörse in Antwerpen. Im Interview spricht er über die Eignung der begehrten Steine als Kapitalanlage.

Edelsteine sind beliebt für die Verwendung als Schmuck. Eigenen sich die teuren Steine auch als Kapitalanlage?

Dr. Ulrich Freiesleben: Diamanten eignen sich nur dann zur Wertanlage, wenn bestimmte Qualitätskriterien erfüllt sind: Es muss sich um Diamanten in der absoluten Topqualität handeln, denn nur diese sind von Natur aus wirklich selten und damit wertstabiler als die üblichen Steine in der Schmuckverarbeitung. Das trifft in erster Linie auf lupenreine Diamanten in der höchsten weißen Farbe zu. Heute ist auch die Qualität des Schliffes ein wichtiges Qualitätskriterium und muss in jedem Fall „Excellent“ sein. Für den Wiederverkauf ist es von größter Bedeutung, dass alle preisbestimmenden Merkmale auf einem fachlich kompetenten Zertifikat dokumentiert sind, das zudem international anerkannt und über alle Zweifel erhaben ist. Das trifft eigentlich nur auf den „Natural Diamond Report“ des „Gemological Institute of America (GIA)“ zu.

„Diamonds are the girls best friends“. Gilt das auch für Investoren?

Dr. Ulrich Freiesleben: Auf jeden Fall für Anleger, die in diesen Zeiten auf Sachwerte setzen und sich bei ihrer Vermögenssicherung breit aufstellen wollen. Diesen Anlegern sind handfeste Sicherheit und ein nachhaltiger Wert wichtiger ist als ein Renditeversprechen auf Papieren oder die Hoffnung auf eine positive Kursentwicklung.

Welche Edelsteine sind neben Diamanten stark nachgefragt?

Dr. Ulrich Freiesleben: Sicherlich machen Diamanten wertmäßig wie mengenmäßig mindestens 95% aus. Der Grund dafür ist, dass es für Diamanten schon seit Jahrzehnten international verbindliche Beurteilungsmaßstäbe gibt, wie sie bei Edelsteinen (Rubin, Saphir, Smaragd, etc.) nicht existieren.

Die Preisbewertung von Diamanten ist deutlich komplexer als bei Edelmetallen wie Gold und Silber. Was sind die wichtigsten Kriterien für den Preis von Diamanten?

Dr. Ulrich Freiesleben: Edelmetalle sind im Grunde ein Rohstoff-Geschäft, bei dem nur der Feingehalt und das Gewicht eine Rolle spielen. Bei Diamanten gibt es neben den messbaren Kriterien, wie Gewicht in Karat und die gemessenen Proportionen (Cut), auch wichtige, preisbestimmende Merkmale, die subjektiv am geschliffenen Stein festgestellt werden, wie die Farbe (Colour) und die Reinheit (Clarity) des Diamanten.  

Was sind die Vorteile von Edelsteinen gegenüber anderen Investitionsgütern, zum Beispiel Edelmetalle?

Dr. Ulrich Freiesleben: Was früher als Nachteil bei Diamanten galt, ist in diesen Zeiten eher ein Vorteil: Auf die Entwicklung des Diamantpreises kann nicht mit Derivaten gewettet werden. Es gibt keine „Papier-Diamanten“. Den jeweiligen Preis verhandelt nur der Käufer mit dem Verkäufer – und auch nur dann, wenn das Geschäft physisch zustande gekommen ist, also der Diamant tatsächlich den Besitzer gewechselt hat. Ich halte Diamanten nicht im eigentlichen Sinne für ein Investitionsgut, sondern für einen nachhaltigen Sachwert. 

Worauf sollte man bei Investitionen in Edelsteine zwingend achten, um beim Verkauf keine „böse Überraschung“ zu erleben?

Dr. Ulrich Freiesleben: Was oft fast ähnlich oder gleich an einem Stein oder auch auf einem Zertifikat aussieht, kann bei Diamanten einen erheblichen Unterschied in der Qualität und damit auch im Preis ausmachen. Hier bedarf es eines seriösen Angebotes und der fachkundigen Beratung eines Profis. Der wird vor allem auch dann gebraucht, wenn später bei einem Rückverkauf faire Preise erzielt werden sollen. Wichtig ist auch, dass dem Diamanten eine Unbedenklichkeitsbescheinigung beiliegt, in der bestätigt wird, dass es sich nicht um sogenannte „Blutdiamanten“ handelt.

Der Edelsteinmarkt galt als sehr intransparent. Hat sich die Situation in den letzten Jahren verbessert?

Dr. Ulrich Freiesleben: Es ist ein sich hartnäckig haltendes Gerücht, dass der Diamantmarkt nicht transparent ist. Der Grund liegt darin, dass sich nur wenige der Mühe unterziehen, sich mit ihm wirklich zu beschäftigen. Der Diamantmarkt ist allerdings kein sogenannter „regulierter“ Markt, sondern ein klassischer Handelsmarkt, auf dem jeder einzelne Geschäftsabschluss dem marktwirtschaftlichen Prinzip von Angebot und Nachfrage folgt.

Welche Kriterien sollte ein seriöser (Edelsteinhändler) Diamanthändler zwingend erfüllen?

Dr. Ulrich Freiesleben: Er sollte über langjährige Erfahrung mit Diamanten verfügen, weil Diamanten ein lebenslanges Lernen bedeuten: Jeder Stein ist von Natur aus anders. Er sollte über weitreichende Fachkenntnisse verfügen, um jeden noch so kleinen Qualitätsunterschied und die Auswirkungen auf den Preis beurteilen zu können. Diamanten sind das Geschäft der Nuancen, wo schon kleinste Differenzen und Abweichungen vom Idealmaß eine erhebliche Wertminderung bedeuten können.

Herr Dr. Freiesleben, vielen Dank für das Gespräch.

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