Besteht die Gefahr, dass durch den Lockdown die Märkte erneut abstürzen?
Michael Blanz: Die Gefahr einer weiteren Marktkorrektur besteht sicherlich, vor allem wenn die nun gesetzten strikteren Maßnahmen die Neuinfektionszahlen nicht wie beabsichtigt eindämmen können. Derzeit handelt es sich um einen „Lockdown Light“, der zwar einige Branchen besonders hart trifft, jedoch die Wirtschaft in Summe möglichst funktionieren lässt. Dabei spielt für die Kapitalmärkte insbesondere die Zahl der schweren Corona-Erkrankungen und die Auslastung der Krankenhäuser eine Schlüsselrolle. Sollten diese in den kommenden Wochen trotzdem weiter ansteigen, wird die Wahrscheinlichkeit eines harten Lockdowns immer höher – in diesem Risikoszenario dürften die Kapitalmärkte nochmals zusätzlich belastet werden.
Wie können Investoren Ihr Kapital aktuell in Sicherheit bringen?
Michael Blanz: Nicht nur im aktuell von der Corona-Pandemie geprägten Umfeld empfiehlt sich eine breite Streuung des Vermögens in unterschiedliche Anlageklassen, Regionen und Strategien. Vor dem Hintergrund des anhaltend tiefen Zinsniveaus setzen wir den Schwerpunkt auf sachwertorientierte Investitionen wie Aktien höchster Qualität, Immobilien und Gold. Dadurch ist das Vermögen auch in einem Szenario steigender Zinsen und Inflation passend positioniert, zudem kann durch eine Investition in attraktive Unternehmen ein laufender Ertrag durch Dividendenerträge erzielt werden, die die derzeitigen Anleihenzinsen deutlich überbieten. Selbstverständlich ist eine laufende Beobachtung der Kapitalmärkte und Investitionen für die Risikosteuerung des Vermögens sehr wichtig, unabhängige Vermögensverwalter oder Family Offices können dabei die Investoren mit ihrer Expertise und Know-how sehr gut unterstützen.
Was halten Sie vom Gold-Run? Der Goldpreis ist ja bereits im zweistelligen Prozentbereich gestiegen.
Michael Blanz: Physisches Gold ist für uns ein wichtiger Baustein in der langfristigen Vermögensstrukturierung. Neben dem Sachwertcharakter spricht auch die geringe Korrelation zu den Aktien- und Anleihenmärkte für eine strategische Investition in Gold. Im Rahmen unserer Anlagestrategie nutzen wir ein regelmäßiges antizyklisches Rebalancing, um größere Kursausschläge der jeweiligen Anlagen auszugleichen. Entsprechend halten wir auch nach den starken Steigerungen im Goldpreis als wichtigen Baustein fest, haben jedoch die durch die Wertentwicklung gestiegenen Gewichtungen wieder auf das Ursprungsgewicht reduziert.
Wie investieren Sie privat? Und Hand aufs Herz wie erfolgreich laufen Ihre Investments?
Michael Blanz: Privat investiere ich hauptsächlich in die Anlageklassen Aktien, Gold und Immobilien. Auch hier achte ich auf eine gute Streuung, um auch in Krisenphasen liquide zu bleiben. Durch stetige Zukäufe im Aktienbereich nutze ich zudem noch den sogenannten „Cost Average Effekt“ bei dem durch laufende Zukäufe in gleicher Höhe automatisch in schwachen Phasen zu günstigen Kursen eingekauft wird. Bei Immobilieninvestments macht es aktuell Sinn das gute Zinsniveau zu nutzen. Ich bin hier der Meinung, dass gute Lagen immer ihren Wert haben werden. Wenn Sie nach dem Erfolg fragen, hier bin ich wirklich sehr zufrieden und z. B. ohne Verluste durch die Coronakrise gekommen. Wichtig ist meines Erachtens auch immer etwas Liquidität auf der Seite zu haben, damit die Chancen einer solchen Krise auch genutzt werden können.
Können Sie eine Zukunftsprognose abgeben, wie sich Ihre Branche in der Zeit nach Corona entwickeln wird?
Michael Blanz: Für die Branche der unabhängigen Vermögensverwalter und Family Offices blicken wir trotz der aktuellen Corona-Krise optimistisch in die Zukunft. Insbesondere schwierige Phasen an den Kapitalmärkten zeigen für viele Investoren oftmals die Notwendigkeit, einen professionellen Partner für die Begleitung bei den Kapitalanlagen hinzuzunehmen. Zudem gibt es auch strukturelle Entwicklungen in der Finanzbranche, die positiv auf unsere Branche wirken. Immer mehr Investoren schätzen die unabhängige und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Vermögensverwaltern, die ihr spezialisiertes Know-how dem anspruchsvollen Kunden ohne Interessenskonflikte anbieten können. Während beispielsweise Banken oftmals in einem engen Korsett agieren müssen, kann eine unabhängige Vermögensverwaltung dem Kunden maßgeschneiderte Investmentlösungen offerieren. Wir gehen davon aus, dass aus diesen genannten Gründen unsere Branche eine klare Wachstumsbranche bleiben wird.